Kollektivitätsverständnis revisited

Der Band sucht einen Blickwechsel, weg vom „Kollektivitätsverständnis im Sinne einer weitgehend homogenen Solidar- und Interessengemeinschaft“ und stellt folgende Fragen: „Inwiefern lässt sich das Eingewobensein in soziale Bezüge in einem stärkeren Sinn als Form kollektiver Bindung verstehen? In welchem Verhältnis stehen derartige Kollektivitätsverständnisse zu jenen, die in der feministischen Intersektionalitätsdiskussion eine Rolle spielen? Wenn das eine Subjekt im Vielen seiner Beziehungen aufgeht, muss dann nicht diese Pluralität selbst zum Untersuchungsgegenstand werden?“ Im ersten Abschnitt wird nach Ambivalenzen von Kollektivitäten gefragt, im zweiten Abschnitt werden philosophische Überlegungen zum Konzept der Identität angestellt und im letzten Abschnitt werden verschiedene kollektive Praktiken (z.B. Cyberspace) betrachtet. Der Band hält, was er verspricht: Eine sehr breite Aufstellung zu einem ziemlich breit gefassten Thema. Die Germanistin und Geschäftsführerin des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität Berlin, Gabriele Jähnert, die Philosophin Karin Aleksander und die Soziologin Marianne Kriszio, legen darin die deutschsprachigen Beiträge der Konferenz „Kollektivität nach der Subjektkritik“ vor. Für die belesene Feministin eher zu breit und mit wenig neuen Erkenntnissen. Die Teile zu Intersektionaliäten arbeiten die Literatur hinreichend auf, ein Beitrag zur postkolonialen Identitätskritik oder mehr Überlegungen in Bezug auf die Debatten um Differenz und Gleichheit wären hilfreich. Alice Ludvig

Kollektivität nach der Subjektkritik. Geschlechtertheoretische Positionierungen. Hg. Von Gabriele Jähnert, Karin Aleksander und Marianne Kriszio. 382 Seiten, transcript Verlag, Bielefeld 2013 EUR 33,80