Landkrankheit

Die Protagonistin des Romans ist die verschollene Nelly, eine Seismologin, welche nach einem Flug über die Karibik samt dem Flugzeug und ihrem Begleiter, „dem Ingenieur“, verschwindet. Eine Freundin begibt sich in Nicaragua auf die Suche nach ihr und gleichzeitig nach sich selbst. Das Bild Nellys entsteht durch die Blicke anderer, derer die ihr begegnet sind, erzählt aus der Perspektive der Freundin, welche Nelly und gleichzeitig sich selbst sucht. Die fragmentarischen Bilder beider Protagonist_innen werden mittels einer faktischen Wissenschaft der Seismologie paraphrasiert. Die Frage nach dem inneren Aufbau der Erde zieht sich fort in die Überlegungen, ob es möglich ist sich selbst wahrzunehmen, zu betrachten. Nicaragua ist das „exotische“ Bühnenbild dieser Geschichte, Nelly, sowie die sich-selbst-suchende und Nelly suchende Freundin, sind zwei dieser europäischen, vom Wohlstand gepeinigten Seelen, welche im „Anderen“, im „Exotischen“ versucht, möglicherweise keine Antworten, aber vielleicht eine neue Perspektive auf sich selbst zu finden. In kunstvoller Sprache wird diese Reise angetreten ohne aufzuklären.

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Nina Bußmann: Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen. 329 Seiten, Suhrkamp, Berlin 2017 EUR 22,70