Musik als Überlebenshilfe im Holocaust

Der junge Cellist und Musikalienhändler Aaron Stern und seine Frau Leah müssen 1939 unter dem immer größer werdenden Druck der Nationalsozialisten aus Hamburg fliehen. Ihre gerade erst zur Welt gekommene Tochter Alma lassen sie schweren Herzens bei deutschen Freunden zurück, die versprechen, sie wie ihr eigenes Kind großzuziehen. Nachdem das Schiff, mit dem das junge Ehepaar das sichere amerikanische Exil erreichen wollte, an keinem Hafen anlegen darf und die beiden schließlich zurück nach Europa bringt, beginnt für den Musiker ein langer und qualvoller Irrweg durch niederländische und deutsche Flüchtlings- und Konzentrationslager. Als seine Frau sich in Ausschwitz das Leben nimmt, bleibt für ihn als einziger Lebensgrund der Gedanke an ihr gemeinsames Kind. Mit seinem Cello als Stütze überlebt er als Lagermusiker schließlich die Hölle des Holocausts und begibt sich nach Kriegsende zurück nach Hamburg, um seine Tochter Alma zu finden. Die hürdenreiche Suche erscheint aussichtslos, bis das Schicksal eine unverhoffte – und eher fantasievolle – Wende nimmt. Die Leserin erhält einen interessanten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt und die psychischen Belastungen des narrativen Ichs, insbesondere in der Zeit nach der Befreiung. Angesichts der heutigen Fluchtbewegungen lässt sich der Roman als eine Mahnung an die europäische Gesellschaft lesen, die vergegenwärtigt, was den Verfolgten droht(e), wenn ihnen keine Aufnahme in sicheren Ländern gewährleistet wurde.

Rebecca Strobl

Dagmar Fohl: Alma. 219 Seiten, Gmeiner Verlag, Meßkirch 2017 EUR 18,50