Nichts bleibt im Dunkeln
Das kleine isländische Städtchen Akranes liegt an einer Meeresbucht gegenüber der Hauptstadt Reykjavík – in der Dunkelheit kann man die Lichter sehen. Polizeikommissarin Elma ist nach einem schweren Verlust gerade von Reykjavík zurück nach Akranes übersiedelt. Kaum hat sie sich im Kommissariat eingerichtet, wird auch schon eine Frauenleiche beim Leuchtturm gefunden. Bald kann die Frau als Elísabet identifiziert werden, die schon lange aus Akranes weggezogen war. Warum sie sich ohne Wissen ihres Ehemannes in der Arbeit krankgemeldet hat, um jemanden in Akranes zu treffen, gilt es herauszufinden. Elma versteht schnell, dass es hier um alte, nie aufgeklärte Geschichten geht: drei Mädchen wurden sexuell missbraucht, eines davon ist verschwunden. Und die Mutter des verschwundenen Mädchens übt jetzt ihre Rache. Wie oft in skandinavischen Krimis entwickelt eine starke Ermittlerin schnell den klaren Blick, um die Folgen von sexueller Gewalt, Armut und Ausbeutung zu sehen, die nie verjähren. Der spannend geschriebene Krimi ist nicht nur für Islandfans eine Empfehlung.
‹ Gabriele Mraz
Eva Björg Ægisdóttir: Verschwiegen. Ein Island-Krimi. Aus dem Isländ. von Freya Melsted. 364 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023 EUR 18,00