Schlossverkauf?

„Es war einmal …“, so fangen alle deutschsprachigen Märchen mit Schloss­idylle an. In diesem Lesbenroman treffen sich die beiden Hauptprotagonistinnen in einem alten verwunschenen Schloss: Die junge Schlossbesitzerin, die Landschaftsarchitektur studiert hat, möchte ihr Schloss verkaufen, aber nur an eine bestimmte Frau, die schon lange verschollen scheint. Trauer und Verlassenheitsschmerz stürzt die junge Schlossbesitzerin in Depression. Auf der Suche nach dieser einen Frau wird sie von einer jungen, sportlichen Immobilienmaklerin geschäftlich unterstützt. Aus einer anfänglichen Geschäftsbeziehung entwickelt sich menschliches Mitgefühl, bis eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden Frauen entsteht. Beim Aufarbeiten der Vergangenheit wird der jungen Schlossbesitzerin vieles schmerzlich bewusst und sie will ihr Haus nicht mehr verkaufen. Mit neuem Lebensmut ist die gelernte Landschaftsarchitektin ermutigt, den alten Schlossgarten zu erneuern, aber das Schloss verfällt in Schutt und Asche. Der neue Schlossgarten erblüht. Die Autorin beschreibt sprachlich gut die Gefühls­situation der Maklerin, in dem sie deren befremdliche Gefühle gegenüber dem verzauberten Ort des Märchens charakterisiert und wie sich diese dennoch von dem Ort berührt fühlt. Aus der alten überfälligen Vergangenheitsbewältigung entwickelt sich mit dem Schlossgarten ein verbindendes, generationenübergreifendes Element, mit Hoffnung auf etwas Neues und Schönes. Die Geschichte liest sich anfangs langatmig, jedoch seltsam anmutend und berührend und ist spannend bis zum überraschenden Ende.
Vero
Laura Beck: Verwunschen und bezaubert. 219 Seiten, édition el!es 2021 EUR 15,90