Textkunst als Denkstoff

Viele Facetten sind in dieses Buch gepackt, die sich erst im Laufe des Vor- und Zurückblätterns erschließen. Je zwei Autor_innen, Kunstschaffende, Denkende, Aktivist_innen hat Jo Schmeiser zwischen 2011-2015 um einen Text gebeten, der von einem historischen Text ausgeht. Billy Holidays „Strange Fruit“, Ilse Aichingers „Die größere Hoffnung“, Simone de Beauvoirs „Das andere Geschlecht“, Hannah Arendts „Besuch in Deutschland“, Adrian Pipers „My Calling (Card) ‚ #1 and #2“ und Yvonne Rainers Film „Privilege“ werden neu gesehen, gelesen, reflektiert, kommentiert, mal persönlicher, mal theoretischer. Zwölf neue Texte sind daraus entstanden, unzählige Perspektiven tun sich auf, es wird verknüpft und weitergedacht über Rassismen und Sexismen, Antisemitismus und Abwertung von Weiblichkeiten, eigene Verstricktheiten, Widersprüchlichkeiten und Handlungsfähigkeit. Diese Beiträge wurden in grafisch herausragender Setzung in fünf deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften bereits publiziert, im Buch kommen in einem weiteren Teil die Autor_innen auch miteinander und mit Jo Schmeiser ins Gespräch. Fotos der meisten Beteiligten von Octavian Trautmannsdorff finden sich im hinteren Buchteil, leicht ist es nicht, sie den Namen im Impressum auch zuzuordnen. Drei weitere Essays und Nachwortfragmente geben Einblick in den Entstehungsprozess dieses voraussetzungsvollen und anregenden Denkstoffs, der auch als eines der 15 „schönsten Bücher Österreichs“ ausgezeichnet wurde.

meikel

Jo Schmeiser: Conzepte – Neue Fassungen politischen Denkens. 365 Seiten, Zaglossus, Wien 2015 EUR 24,95