Überwachung und Fremdenfeindlichkeit

Etelka wächst in den 40er Jahren in Ungarn auf, ihr Vater wird aufgrund seiner politischen Haltung zu einigen Jahren Lagerhaft verurteilt, schließlich aber rehabilitiert. Er erhält wieder eine angesehene Funktion im politischen Apparat. Abhör- und Spitzeltätigkeiten von Seiten des Staates setzen sich jedoch gegenüber der Familie fort. Als der Vater Anfang der 60er Jahre eine Anstellung als Leiter des ungarischen Tourismusbüros in Wien erhält setzt sich die Misstrauenskultur fort. Etelka versucht ihr eigenes Leben zu entwickeln, sie verliebt sich in Studenten aus afrikanischen Ländern. Dieses führt zu ständigen Konflikten mit ihren Eltern, insbesondere mit ihrer dominanten Mutter. Aber auch die aggressiven Ressentiments der österreichischen Mehrheitsgesellschaft werden für Etelka und John spürbar und spitzen sich zu. Eine inhaltsreiche Geschichte, die spannend aufbereitet ist, da sie neben den persönlichen Gefühlen der Hauptfigur, immer wieder auch Raum für die Rekonstruktion gesellschaftspolitischer Stimmungen lässt.
Antonia Laudon

Anna Mwangi: Die Kinder des Genossen Rákosi . 189 Seiten, Edition Exil, Wien 2016           EUR 14,00