Zwischen Florenz und Neapel

Endlich! Im Halbjahrestakt schreitet die deutschsprachige Herausgabe der Ferrante-Tetralogie voran. Mit „Die Geschichte der getrennten Wege“ liegt nun der dritte Band der neapolitanischen Saga vor. Lila und Elena sind inzwischen erwachsen. Lila hat mit ihrem Kind ihren gewalttätigen Ehemann verlassen und lebt mit Enzo zusammen. Sie arbeitet unter extrem ausbeuterischen Bedingungen in einer Wurstfabrik. Elena beendet ihr Studium in Norditalien und heiratet in eine wohlhabende Familie, deren weitverzweigte Kontakte gleichzeitig auch förderlich für ihre Karriere als Schriftstellerin sind. Die beiden Freundinnen haben kaum Kontakt, sind entfremdet und leben an völlig entgegengesetzten Polen der weiter auseinanderdriftenden italienischen Gesellschaft. Es sind die 1970er Jahre, eine tiefe Kluft tut sich nicht nur zwischen Rechten und Linken auf, sondern auch zwischen den linken Intellektuellen, unter denen sich Elena inzwischen gewandt bewegt, und den unterdrückten ArbeiterInnen wie Lila. Doch ihre Lebensgeschichten laufen nicht linear weiter, beide Freundinnen stehen vor neuerlichen Wendungen – und dann kommt da ja auch noch Band vier. Der Sog, immer weiter zu lesen, ist vielleicht nicht mehr so unwiderstehlich wie in den ersten beiden Bänden, die Themen haben weniger verspielte Facetten, das Erwachsenenleben ist etwas trockener. Aber zuletzt nimmt die Handlung wieder Fahrt auf. Immer noch große Leseempfehlung!

ESt

Elena Ferrante: Die Geschichte der getrennten Wege. Erwachsenenjahre. Aus dem Ital. von Karin Krieger. 541 Seiten. Suhrkamp, Berlin 2017 EUR 24,70