Glückliche Frauen

In Tessa Müllers Erstlingswerk tummeln sich gar wundersame Frauen aller Altersgruppen, die auf ungewöhnliche Arten versuchen, mit alltäglichen Herausforderungen (verlassen, erwachsen, gesund werden, baden gehen, sich unglücklich verlieben) zurande zu kommen. So erheiternd und schräg die Geschichten sind, es fällt auf, dass die überwiegende Mehrheit der Protagonistinnen zu einem Mann in Beziehung gesetzt wird und erst über dieses Merkmal zu Handelnden wird, deren Geschichte erzählt werden kann – sei es die junge Frau, die von ihrem Partner verlassen wird, oder jene, die von heute auf morgen nicht mehr atmen kann, oder die, die mit ihrem Bruder einen Sommernachmittag am Weiher verbringt, oder die, die als Museumswärterin in den Museumsräumlichkeiten selbst Performancekunst macht. Besonders deutlich wird dies in der Geschichte, in der eine Frau davon überzeugt ist, mit einem Einbrecher zu leben. Sie nimmt dessen männlichen Blick ein, verbringt ihre Zeit zuhause so, als ob sie unter permanenter Beobachtung stünde, setzt sich für den imaginierten aufregenden Eindringling in Szene („ich wollte dass der Einbrecher sah, dass ich eine Frau war, die Männer rot werden ließ.“) und fokussiert ihre Liebesphantasien auf ein Phantom. Die Fremdbestimmtheit in ihren Emotionen und Handlungen irritiert mich und auch mein großes Amüsement über bestimmte skurrile Eigenheiten, die direkte, schnörkellose Sprache und anderweitig liebevolle Zeichnungen der Charaktere kann darüber nicht hinwegtäuschen.  soe

Tessa Müller: Etwas, das mich glücklich macht. Stories. 120 Seiten, Jung und Jung, Salzburg-Wien 2014EUR 16,90