Kategorie: Aktuelle Ausgabe
„Nadine wusste, dass sie sich nicht sicher war, ob sie ein Baby wollte, und wollte es trotzdem, weil es alle wollten. Sie wollte nicht weniger wollen als alle anderen.“ Jahre später: Anwaltsgehilfin Nadine liegt mit ihrem Mann Frank im Garten, denkt über die Unförmigkeit ihrer Waden nach, da steht die...
Der Debütroman von Theresa Pleitner verhandelt moralische Fragen, die in einem Aufnahmeland mit geflüchteten Menschen an der Tagesordnung sind. Die Ich-Erzählerin kehrt schuldbewusst als Beobachterin an den unwirtlichen Ort einer bis vor kurzem noch existierenden Flüchtlingsunterkunft zurück. Dort war sie eine Zeit lang als Psychologin tätig. Ihre Aufgabe bestand darin,...
Fen Verstappen beschreibt in ihrem Debütroman ihre Familiengeschichte, in deren Zentrum ihre Mutter steht, die einen Schlaganfall erleidet, sowie die fast zeitgleich lang ersehnte Schwangerschaft der Autorin. Der Roman ist mit seinen kurzen Kapiteln wie ein Mosaik aufgebaut, das in vielen Zeitsprüngen in präziser Sprache das ‚Davor und Danach‘ beschreibt:...
In Andeutungen wird rekonstruiert, dass die Ich-Erzählerin jahrelang von ihrem Vater sexuell missbraucht wurde. Der Missbrauch lässt sich zunächst von ihr als traumatisiertem Opfer nicht erinnern. Sie wird von der Mutter pathologisiert, muss Antiepileptika schlucken, um überlebensfähig zu bleiben. Die gewalttätige Mutter und der übergriffige Vater treiben sie in die...
Der Debütroman von Mina Hava handelt vom Zerfall des blockfreien Jugoslawiens in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts und von Menschen, die sich der Migration aussetzen, um zu überleben. In der Gegend von Omarsk wird aktuell wieder Bergbau von einem US-Konzern betrieben. Es ist eine Region, in der zahlreiche Massengräber...
Endlich: Virginie Despentes hat es wieder getan! Beim Erscheinen von Cher Connard gelang es ihr schon letztes Jahr, alle möglichen Verkaufsrekorde für ihren neuen Roman in Frankreich zu brechen. Ihren Namen für die wichtigsten Literaturpreise des Landes – den Prix Goncourt, den Prix Renaudot und den Prix Femina wird man...
Eine Großfamilie in einer weitläufigen Wohnung in Odessa. Da sind der tyrannische Großvater, die vielbeschäftigte Mutter, Tanten, Cousinen und Olga, Medizinstudentin wider Willen. Zu Großvaters Geburtstag kommt sein in die US ausgewanderter Jugendfreund auf Besuch. Und es ist Sommer 2014, das Jahr der Maidanproteste, das Jahr, in dem 42 Menschen...
3197 Menschen wurden während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet in Chile ermordet. Das ist die angenommene Zahl, mit der Felipe, einer der drei Protagonist*innen, in Form von inneren Monologen arbeitet. Felipe begegnen die Toten in seinem Alltag in Santiago de Chile. Seinen Alltag verbringt er meistens allein, herumwandernd in der...
Begeistert von der marxistisch nationalistischen Befreiungsbewegung FLN, die 1962 erfolgreich für die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich gekämpft hat, migrieren Michèle, eine Französin und ihr algerischer Mann nach Algier. Das zu einer Zeit, in der nahezu die gesamte französische Minderheit das Land verlässt. Ab 1965 wird das Land autoritär regiert, die...
Ana Iris Simón ist der soziale Aufstieg gelungen, sie hat das Dorf ihrer Kindheit verlassen, um in Madrid zu studieren. Zunächst genießt sie den Rausch der Freiheit, aber mit Anfang Dreißig fühlt sie sich in ihrem winzigen Reich mit Handy, Ikea-Regal und Streaming-Abos zunehmend ohne Perspektive. „Ich beneide meine Eltern...