Einblicke in eine „andere“ Welt

Sandra Müller tut es einfach, sie macht sich auf den Weg und spricht mit den Frauen, um die es geht. Zur Zeit wird unter Feministinnen um die richtige Haltung zur Prostitution gerungen. Sandra Müller leistet mit ihrem Buch einen wichtigen Beitrag, indem sie Frauen zu Wort kommen lässt, die mit Sex ihr Geld verdienen oder verdient haben. Ihr ist es ein Anliegen Menschen, die in einem besondern Maß eine Angriffsfläche für Vorurteile bieten, eine Plattform zu geben. Vierzehn Frauen haben ihr ihr Vertrauen geschenkt und uns so Einblicke in ihre Arbeit und ihr privates Leben gegeben. Wir erfahren, wie Frauen illegal in der ehemaligen DDR oder in einem Massage Studio gearbeitet haben, aber auch wie aus dem Geliebten ein Zuhälter wurde oder wie Frauen als Unternehmerin mit einem eigenen SM-Studio arbeiten. Einige Frauen sind noch mit Leidenschaft im Geschäft, andere sind glücklich, nun ihr Einkommen durch andere Arbeit zu verdienen. Eines zieht sich wie ein roter Faden durch diese Lebensgeschichten: der Wunsch nach sozialer Anerkennung. Die Doppelmoral, nicht offen zu dem stehen zu können, womit sie ihr Geld verdienen, stellt für alle ein Problem dar. Das Buch leistet einen Beitrag zum Abbau von Vorurteilen. Die Autorin meint: „Akzeptanz durch Information und damit einhergehend die Nachjustierung der eigenen Denkstruktur ist dabei mein vorrangiges Ziel.“  Eva van Rahden

Sandra Müller: Ehrbare Frauen. Zwischen Schauspiel, Macht und Erniedrigung – Einblicke in die Leben von Dominas und Prostituierten. 145 Seiten, Marta Press, Hamburg 2014  EUR 15,50