Grammatik der Vergänglichkeit

Sigrid, vormals Juristin, erkrankt an Alzheimer und wird von ihrem Mann, der Journalist ist, zu Hause betreut. Er liebt seine Frau und reflektiert ihr Beziehungsverhältnis, indem er markante Ereignisse aus dem gemeinsamen Leben vor seinem inneren Auge nochmals hervorholt. Aktuelle Entwicklungen, wie der plötzliche Tod der erwachsenen Tochter durch ein Aneurysma oder die Entscheidung seines besten Freundes Paul nach Amerika zu ziehen, erschweren außerdem den Alltag der beiden Eheleute. Sie pflegen, wenn man von Sigrids Pflegekräften absieht, nur mehr wenige soziale Kontakte. Viele Alltagssituationen entgleiten dem Ehemann, er ist zunehmend überfordert, weil Sigrid aufgrund des Krankheitsbildes Erfahrungen nicht mehr zeitlich zuordnen kann und auch nahe Angehörige nicht mehr erkennt. Ihr Mann fühlt sich wie ein Handlanger oder Türöffner in einem maroden Erinnerungskarusell. Die Geschichte ist glaubwürdig aus der Perspektive des Mannes rekonstruiert, der sich in seinen Gedanken eingesteht, dass er seine Liebe in früheren Jahren besser hätte zum Ausdruck bringen können. Er weiß, dass manche Versäumnisse nicht kompensiert werden können. Alzheimer wird als tückische Krankheit nicht verharmlost, sondern es wird eine notwendige Perspektive eröffnet, dass die Vergänglichkeit zum Leben dazu gehört. ML

Beatrix Kramlovsky: Der vergessene Name – Eine verspätete Liebesgeschichte. Erzählung. 137 Seiten, Kitab, Klagenfurt/Wien 2014EUR 16,00