Verschlagwortet: Alltag

Wundersame Wahrnehmung

Wer sich für Ungereimtheiten und Auslegungsvarianten interessiert, der liegt bei der kanadisch-amerikanischen Autorin goldrichtig. Ob Traumepisoden, Psychosen oder die konstruierte Wirklichkeit wiedergegeben werden, die Gedankenspiele der unterschiedlichen Ich-Erzählerinnen sind in den Kurzgeschichten nicht so leicht in einen logischen Zusammenhang zu bringen. Wir bewegen uns in Oklahoma, New York oder Mexiko...

Textsammlung mit Potenzial

Kurze Erzählungen und Textfragmente zu alltäglichen Begegnungen werden in der ersten Buchveröffentlichung von Sela Miller aneinandergereiht, wobei nicht das Rennrad, sondern öffentliche Plätze wie Bahnhof oder U-Bahn häufig im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Dabei wechseln sich Szenen zu klassischen Begegnungen zwischen „Mann“ und „Frau“, tagebuchartige Beobachtungen, Passagen mit einer Liste...

Ungarischer Alltag

Eine Schwangere verkauft ihre Haare, ein Installateur stirbt bei der Arbeit, eine Bettlerin wird bestohlen, ein Papagei reißt aus und im Aufzug schluchzt eine Frau … Der Band enthält 40 Geschichten, welche der Leserin kurzweilige Einblicke in die Welten sehr unterschiedlicher Protagonist_innen gewähren. Die Autorin skizziert Frauen, Männer und Kinder...

Faszination an der Durchschnittlichkeit

„Die Idiotin“ ist ein Roman über Selin, ein Kind türkischer Migrant_innen, die im ersten Semester auf der Eliteuniversität Harvard studiert. Sie macht typische und untypische Erstsemestersachen, sie trinkt nicht, oder versteht den Sinn davon nicht, ebenso wenig wie den vom Tanzen. Sie liest, viel, ohne sich eine Meinung bilden zu...

Vom Wunsch, eine Schildkröte zu sein

Flora ist erst 35 Jahre alt, dennoch hat sie Angst vor dem Älterwerden. Eine neue Falte im Gesicht ist das äußere, sichtbare Zeichen für ihre Sinnkrise. Flora ist einsam und leidet unter dem Druck, jung, sexy und erfolgreich sein zu müssen. Ärzt_Innen, Therapeut_Innen und Freundinnen können ihr nicht helfen. So...

Aufschwungsträume im Wuppertal

Tamara ist Teenager im Wuppertal in den frühen 1960er Jahren. Trostlos umfängt die Leserin die Wohnungsknappheit, die zerplatzten Träume der Kriegsgeneration, die fehlende Aufarbeitung des Nationalsozialismus, die Standesdünkel und Bildungsfeindlichkeit, sowie das Ausgeliefertsein an übergriffige Nachbarn, hoffentlich wohlwollende LehrerInnen, und die Launen der Mutter, einer überarbeiteten Alleinerzieherin. Doch Tamara will...

Möglichkeiten und deren Begrenzung

Inge Stein lebt im Ost-Berlin der 1980er Jahre, die Stadt, in die sie bei erster Gelegenheit, das öde Landleben hinter sich zu lassen, zieht. Doch auch hier ist es schwierig. Sich oppositionspolitisch engagieren oder nicht, und wenn ja, wie weit? Männer lieben oder Frauen oder ist Sex überhaupt so wichtig?...

Erzwungene Kraftanstrengungen

Die Berliner Autorin beschreibt in behutsamer Weise, wie sich ihr Lebensgefährte aufgrund eines Sturzes von der Leiter bei der Wohnungsrenovierung neu in seinem Leben zurecht finden muss, da er querschnittsgelähmt ist. Obgleich sie gewillt ist, weiterhin das Leben mit ihm zu teilen, ist die Änderung zahlreicher Alltagsrituale unvermeidbar, wenn Bewegung...

Seltsame Dinge

Die schwedische Autorin Åsa Foster erlaubt in ihren zehn Kurzgeschichten, die alle in der südschwedischen Region Schonen handeln, wo die Autorin kreatives Schreiben studiert hat, einen Einblick in den Alltag von ganz gewöhnlichen Menschen, denen doch Seltsames widerfährt. Die Settings sind teilweise so alltäglich, die Figurentypen so wohlbekannt, dass man...

Liebe und Tod und der Klang der Zeit

„Sound is like time, always already gone, always just coming“. Diese Replik einer der Nebenfiguren bringt gleichsam auf den Punkt, was sich als roter Faden durch Poiarkovs Roman zieht. Das Leitmotiv bildet eine Trouvaille: die Tonaufzeichnung aus dem frühen 20. Jahrhundert, über die die Ich-Erzählerin Luise auf einem Flohmarkt in...