Autor: b w

Vom Zuhause eines Satzes rennen

In diesem schmalen Gedichtband, der haptisch an gelbe Reclam-Hefte erinnert, aber violett im Umband und ebenso leicht einzustecken ist, sind es die Beobachtungen am Rande des Vorbeigehens, die eine beim Lesen auf der Stelle inne halten lassen. Hier ist eine in Lyrik aufgebrochen, hat sich aufgemacht, ist an sich zurückgekehrt,...

Jasmin und Herbst

Antina Zlatkova erhielt für ihren ersten Gedichtband mit dem Titel „papierschiffe“ (2010) im Jahr 2012 den Lyrikpreis der Exil-Literaturpreise. „Fremde Geografien“ könnte, auch weil der Text in deutscher und bulgarischer Sprache gedruckt ist, ebenfalls unter dem Label „Exillyrik“ verbucht werden. Und tatsächlich verwebt die Autorin die Motive Fremdheit und Heimat,...

Herz Jesu auf dem display

Nachdem sich der erste Band von Friederike Mayröckers Trilogie études durch eine Ruhelosigkeit, ja eine Notwendigkeit des Schreibens auszeichnet, ist der zweite Band cahier auf den ersten Blick ruhiger gestaltet. Die Dringlichkeit des Schreibens wird dann aber trotzdem sichtbar, sowohl an der erneut eng gesetzten Datierung als auch in den...

Die vielen Augen der Betrachter_innen

Ohne leitendes Thema und erkennbare inhaltliche Struktur geht es auch. Gleich die ersten Artikel in „Mein lesbisches Auge 14“ sind lesenswert. Sie beschäftigen sich mit der Schwierigkeit über Sex zu schreiben. Zum einen weil Sexualität auf vielen mehr oder weniger beschreibbaren Ebenen abläuft und zum anderen die Perspektiven der Leser_innen...

Streuungsmuster

Vor 21 Jahren ins Leben gerufen, ist der Lise Meitner Literaturpreis immer noch der einzige feministische Preis dieser Art. Prämiert werden alle zwei Jahre Texte, die sich literarisch im Spannungsfeld Natur, Wissenschaft, Technik, Gesellschaft und Geschlechterverhältnisse bewegen. Mit „Streuungsmuster“ liegt nun der dritte Band mit diesmal 17 preisgekrönten sowie weiteren...

Wenn das Wasser am schnellsten läuft

Haushälterin oder Sklavin? Als letztere will sich Fatou nicht verstehen, auch wenn ihr der Pass abgenommen wurde und ihr Lohn für Kost und Logis einbehalten wird, so darf sie doch das Haus verlassen. Sie wurde nicht entführt, sondern hat gemeinsam mit ihrem Vater die Elfenbeinküste verlassen, um Arbeit zu finden....

Alte Frau, alter Fisch

Ist es pedantisch, in der Restaurantküche nachfragen zu lassen, ob der Heilbutt von der Atlantik- oder der Pazifikküste stammt? Mag sein. Nichtsdestotrotz ist es erfrischend, Lydia Davis Überlegungen zur ethisch vertretbaren Fischbestellung zu folgen. Die Erzählungen in „Kanns nicht und wills nicht“ haben beide Füße fest am Boden, auch dann,...

… fallen (dir) menschen zu/fallen zusammen wohin …

… bleiben morgen: to do/das dazwischen aushaltend …*: Dieser schöne Band – mit bemerkenswertem Cover (!) – vereint zwölf Prosatexte, die vom literarischen Spektrum ihrer Autorin zeugen: den Bogen spannend von einer pointiert narrativen Erzählweise bis hin zu virtuosen Loopings, die unweigerlich in ihren Bann ziehen und mitzureißen vermögen. Da...

Die Helligkeit der zeitlosen Oberwelt

Dass Anna Freud, die Psychoanalytikerin, Gedichte u.a. aus dem Englischen ins Deutsche übersetzte, dass sie sich auch selbst als Lyrikerin und Prosaautorin versuchte, ist bekannt. Ihre Arbeiten nun in diesem Band versammelt vor sich zu haben, birgt dennoch Überraschendes. Die Literaturwissenschaftlerin Brigitte Spreitzer hat erstmals Anna Freuds literarische Texte ediert....

Eine abnehmende Zukunft

Die schwerkranke Charlott befindet sich mit drei Freundinnen auf dem Flug nach Zürich, um dort ihrem schmerzvollen Leben selbstbestimmt ein Ende zu setzen. Sie war vormals eine gefeierte feministische Literatin und Performancekünstlerin, deren Werk nun immer weniger Beachtung geschenkt wird. Die in ihren Manuskripten pointierte Patriarchatskritik entspricht nicht dem Zeitgeist...