Autor: m l

Wenn Geschichten neu geschrieben werden

Aus der Sicht eines Kindes schildert Francesca Sanna die beschwerliche Flucht einer Familie aus einem Kriegsgebiet. Sie findet einfache und dadurch umso eindringlichere Worte, um etwas schwer Erklärbares für Kinder nachvollziehbar werden zu lassen. Worte, die im Gedächtnis bleiben und die Leserin betroffen zurücklassen. Was bedeutet Flucht? Hoffnung, Enttäuschung, Verzweiflung,...

Prinz oder Prinzessin

In zunehmendem Maße ist in der Kinderliteratur das Aufbrechen einer binären Geschlechterordnung Thema, was auch aus Elternperspektive sehr willkommen ist, ist doch die Frage „Bub oder Mädchen“ quasi von der ersten Minute nach der Geburt an scheinbar unausweichlich (und nervig) und der Moment schmerzhaft, von dem an das Kindergartenkind die...

Alltag in Zeiten der Unterbezahlung

Karo (Karoline Krabitz) hat nach 25 Jahren Literaturstudium und fünf Jahren unterbezahlter Karriere als Kassiererin im Supermarkt „Billi“ mit einer gewaltigen Frustration zu kämpfen. Ihr Mitbewohner Pik (ein sprechender Rabe) lebt, gelöst von Verantwortung und gesellschaftlichen Konventionen, feucht-fröhlich in den Tag hinein. Die Geschichte erzählt von der typischen Realität prekär...

Galerie der Verflossenen

Die Hamburger Illustratorin Tanja Esch erzählt in ihrem autobiografischen Comic „Du kannst natürlich heute noch hier schlafen“ von ihrer Suche nach dem der richtigen Partner_in: „Eine kleine Sammlung von schonungslos ehrlichen Anekdoten aus gescheiterten Beziehungen und katastrophalen Affairen, moderiert von der Autorin selbst“. Der Klappentext verspricht nicht zu viel: Augenzwinkernd...

Vielleicht ist Heimat…

Heimat-Konstrukte, das Scheitern an normativen Vorstellungen, kritische Liebesdramen, tagespolitische Hinterfragungen und lebenswütige Manifeste, all das sind nur Ausschnitte aus dem Themenreichtum des Gedichtbandes „Kinder der verlorenen Gesellschaft“. Safiye Can bezeichnet sich selbst als Dichterin der konkreten und visuellen Poesie, und so ist dieser Gedicht‑ band auch bespickt mit visuellen Elementen...

Keine Zeit, noch einen Juden zu retten

Die chilenisch-amerikanische Autorin Marjorie Agosin begibt sich in dieser zweisprachigen Lyriksammlung auf eine Reise in die Vergangenheit, auf eine Reise zu den jüdischen Wurzeln und zum Holocaust, dem ihre aus Wien stammende Großmutter, Helena Broder, 1939 entfliehen konnte. Es ist die Sehnsucht nach „Omama Helena“ und einer nie gekannten, verlorenen...

Die Nacht an den Tag

Als dritter Band der vierteiligen Werkausgabe der bedeutsamen Kärntner Dichterin sind nun überwiegend unveröffentlichte Gedichte aus deren Nachlass erschienen. Die 484 Gedichte stammen aus allen Schaffensperioden und beginnen mit dem erst kürzlich wieder entdeckten Erstlingswerk „Die Nacht an den Tag“ aus dem Jahre 1948. Ein umfangreicher Anhang informiert über die...

Sehnsüchte

Sigrid Glück, die in Wien und Sankt Gilgen am Wolfgangsee schreibt und früher unter dem Namen Sigrid Kohl veröffent‑ lichte, hat nun eine Auswahl aus Gedichten aus den Jahren 2001 bis 2011 vorgelegt. Als Kennerin der salzburgischen Gegend um den Wolfgangsee kommt frau nicht umhin, manches aus dem landschaftlichen Umkreis...

Du

Marianne Horvaths neuer Gedichtband „Worte haben andere Schritte“ ist über weite Strecken ein Dialog mit einem „Du“, das die Autorin als Gegenüber anspricht. Es bleibt größtenteils unbestimmt, wer, wann und wo dieses „Du“ ist. Auf jeden Fall sind es intensive und metaphorische Auseinandersetzungen mit all diesen „Du“-Situationen, die nicht immer...

Wanderung ins Weiß

Der Einband grau schimmernd, die Klappen tief blau und die Seiten dick weiß; das Debüt von Maren Kames ist so geschmackvoll wie nur irgend möglich arrangiert. Die Autorin wurde 1984 geboren, hat Literarisches Schreiben in Hildesheim studiert und gewann 2013 den 21. Open Mike der Literaturwerkstatt Berlin. Bei „halb taube...