Der ganz unnormale Familienwahnsinn

„Aber auch die unwahrscheinlichste Aneinanderreihung von Ereignissen muss irgendwann mal eintreffen. Selbst ‚eins zu einer Trilliarde’ ist immer noch nicht ‚niemals’, sagte ich.“ In Thenes Patchwork-Familie sind unvorhergesehene Ereignisse an der Tagesordnung. Schuld daran ist aus ihrer Sicht vor allem ihre Mutter Astrid, ihres Zeichens Punkerin und Weltretterin, welche sich um alle kümmert, nur nicht um die eigenen Kinder. Doch auch der Rest der Familie scheint sich kategorisch jeglicher Normalität zu verweigern. Da ist zum einen Thenes heißgeliebter Halbbruder Eli, ein melancholischer Teenager mit Berufswunsch Magier. Thenes Vater Georg entdeckt spät im Leben seine Homosexualität, während sich Elis Vater Ralf nach einer religiösen Erleuchtung zum konservativen Juden entwickelt. Und die äußerst resolute Großmutter Patzi sucht sich einen vietnamesischen Jungen als Ersatz-Enkelkind. Thene selbst wiederum leidet unter Verlustängsten und flüchtet sich in die Wissenschaften oder ihre zweite Wahlheimat, den Odenwald. Lediglich Thenes Freund Paul ist ein Ruhepol, den sie so gut wie möglich von ihrer Familie fernzuhalten versucht. Als sich die gesamte Gruppe von liebenswerten, nervtötenden ChaotInnen anschickt, nach Oxford anzureisen, um Thenes Master-Abschluss zu feiern, kommt es zu einer Reihe von tragikomischen Ereignissen.

Das Buch liest sich flott, da die Handlung bis zum Schluss ereignisreich und überraschend ist. Besonders für Fans von John Irving wird dieser Roman ein schwarzhumoriger Genuss sein. Eva Gann

Nele Pollatschek: Das Unglück anderer Leute. 221 Seiten, Galiani, Berlin 2016 EUR 19,60