Verschlagwortet: Leben

Basteln an der Wirklichkeit

Judith Kuckarts autobiografischer Roman verfolgt innerhalb von zwölf Theaterkantinengesprächen mit einer imaginierten Person, der vormaligen Nachbarin in ihrer Kindheit Eva K., ihre Lebensgeschichte. Die Autorin verarbeitet in einem stream of consciousness Nachrichten und persönlich gelebte Geschichte. Begegnungen mit verschiedensten Familienangehörigen, Freundinnen und Tänzerinnen, mit denen sie auf der Bühne stand,...

Überlebenskämpfe mit Dämonen

Ulrike Edschmids Romane bestehen aus Schnittflächen zum Leben der Autorin, so auch in diesem dichten, kurzen Roman. Als Ich-Erzählerin umschreibt sie die Suche nach Geborgenheit einer vormaligen Mitbewohnerin in ihrer Wohngemeinschaft, die von 1973 bis Ende 1975 mit ihr zusammenwohnt, mit der sie Briefkontakt hat, Tonbandaufnahmen macht und telefoniert. Die...

Mein Herz ist ein Fenster

Drei Texte sind es, die Helena Adler knapp vor ihrem Tod fertiggestellt hat. Zentral ist allen drei: das Aufbäumen gegen den Morast der Provinz, der Kampf gegen die allumfassende Schwermut, der Versuch, dem unausweichlichen Tod so lange wie möglich zu entkommen. Einer ungeheuren Druckwelle gleichend baut sich die Sprache der...

Literatur auf engstem Raum

Lydia Davis ist eine Meisterin der Kurzform. Mit wenigen Worten gelingt es ihr eine ganze Geschichte zu erzählen, wie etwa „Mit achtundzwanzig sehnt sie sich danach, noch einmal fünfundzwanzig zu sein“ oder „Sie war ein bisschen betrunken, als sie das Abendessen kochte, und ließ alles anbrennen. Er war ein bisschen...

Nächtliche Forschungsreise

Maya hat keine Angst vor der Dunkelheit, sondern sie liebt das Abenteuer. Als sie zufällig in den Nachrichten hört, dass es in der Nacht einen größeren Meteorschauer gibt, beschließt sie ihre erwachsene Freundin und Nachbarin Rabea zu kontaktieren, um mit ihr einen nächtlichen Spaziergang zu unternehmen, damit sie den für...

Sie weiß noch, wie sie heißt!

Ähnlich wie in ihrem vielfach ausgezeichneten Roman Wovon wir träumten setzt die US-amerikanische Autorin Julie Otsuka in ihrem neuen Roman stilistisch Aufzählungen ein. Ein Schwimmbad wird als Drehscheibe für seine Schicksalsgemeinschaft herangezogen, um zu verdeutlichen, dass menschliche Bedürfnisse leicht abstrakt auf einen Nenner zu bringen sind. Dieser Nenner erschöpft sich,...

Zwischen Licht und Schatten

Ganz durch einen Zufall stieß Françoise Rétif auf das Werk von Ingeborg Bachmann. Sie war fasziniert, ergriffen, ihre Worte ließen sie nicht mehr so schnell los. „Ich nahm in ihrem Werk intuitiv etwas Grundlegendes wahr, eine Authentizität und ein Leiden, das mich zutiefst berührte.“ Als Literaturwissenschaftlerin geht sie der Wahrheit,...

Einmal alles, bitte

Wie schon bei Mieze Medusas vorangehendem Roman „Du bist dran“, tritt auch in ihrem neuesten Werk wieder eine ausgezeichnete, handverlesene Sammlung an eigentümlichen, schräg normalen Protagonistinnen* auf. Von Wien bis Innsbruck erstreckt sich die unpatriotisch österreichische Handlung, inklusive liebevoller Beschreibungen von Gürtel und O-Dorf. Lustig und schmerzhaft realitisch geht es...

Gehen wir Bim fahren?

Die Geschichte vom Kind, das plötzlich im Stiegenhaus steht, ist eigentlich nicht neu. Auch Connie, die als Küchenhilfe in einem Wiener Gasthaus arbeitet und nicht so recht zu wissen scheint, was sie eigentlich vom Leben will, begegnet so ein Kind. Als sie das neue Nachbarskind im Stiegenhaus im Gemeindebau antrifft,...

Leben im Schwitzkasten

Eine Achtzigjährige besucht ihre Schwester im Pflegeheim, eine vierzigjährige Schriftstellerin muss sich mit Hasskommentaren in den sozialen Medien herumschlagen und eine junge Mutter wird zwischen Arbeit, Haushalt und Kinderbetreuung aufgerieben: Die koreanische Autorin Cho Nam-Joo porträtiert in Miss Kim weiß Bescheid acht ihrer Landsfrauen. Die Bezüge sind dabei durchwegs aktuell:...