Verschlagwortet: Frankreich

Alltag im Banlieue

Der Debütroman von Diaty Diallo beschreibt authentisch das Leben von einigen Jugendlichen in einem Pariser Banlieue innerhalb weniger Tage. Die jungen Erwachsenen arabischer oder afrikanischer Herkunft verbringen ihre Freizeit im Sommer miteinander um, zu chillen, zu grillen, Moped zu fahren, auf Musikpartys zu tanzen oder sich zu verlieben. Alles nicht...

Illustr(iert)e Ikone

Julia Korbik und Julia Bernhard erzählen in ihrer Graphic Novel eindrücklich vom Leben der Philosophin Simone de Beauvoir. De Beauvoirs Kindheit, Schulzeit, Studium, Begegnungen mit Weggefährt*innen und ebenso Feminismus und Existenzialismus werden informativ und kompakt mit wunderbaren Illustrationen und prägnanten Texten verpackt. Neben dem informativen Charakter der Biographie kommt jedoch...

Abrechnungen im Viertel

In ihrem zweiten Roman beschreibt Négar Djavadi soziale Gegensätze im pulsierenden Paris. Nach dem Mord an einem Jugendlichen in einem Viertel, wo gestrandete, arme Menschen, zumeist Migrant:innen, leben, brodelt es. Ein zweiter Jugendlicher wird ermordet, offenbar ist es ein Revierkampf zweier Gangs aus dem Drogenmilieu. Als schließlich die Polizei auftaucht,...

Adieu, bürgerlicher Kodex

Das rosa Buchcover mit der lächelnden Françoise Sagan, von Blumen, Sonnenschirm, Füllfeder und einer Flasche Rotwein umrankt, entspricht keineswegs der Frau, die sich jede Art von Freiheiten nahm, Sportwagen und harte Getränke liebte und zu dieser Zeit – eher ungewöhnlich – ein selbstbestimmtes Leben führte. Und das in jeder Hinsicht....

Rassismus reloaded

Herbst 1973: Elf Jahre ist der Algerienkrieg vorbei – doch die Nachwirkungen sind immer noch zu spüren. Viele aus Algerien zurückgekehrte Franzosen träumen noch immer von der guten alten Zeit der Kolonialisierung und sind allein in Marseille mit ihren rund hunderttausend Personen eine nicht zu unterschätzende Macht. Sie wollen die...

Antisemitismus und Misogynie

Als Rabbinerin weiß Delphine Horvilleur, wovon sie spricht, wenn sie ihre Leser_innen auf einen Ausflug in die Hintergründe des Antisemitismus einlädt – und der ist ohne Frage erkenntnisreich. Die Französin schafft es, das immer noch hochaktuelle Thema kritisch zu beleuchten und gleichzeitig eine humorvolle Schreibweise beizubehalten. Sie befasst sich mit...

Zwischen Algier und Paris

Wie viele große Romane erlaubt auch der neue Roman der preisgekrönten Autorin Alice Zeniter vielfältige Lesarten – so ist er als Generationenroman einer Familie lesbar, als Versuch der Sichtbarmachung der Geschichte der Harkis in Frankreich, aber auch als moderne Migrationserzählung schlechthin. Die Protagonistin des Buches Naïma hat – wie Zeniter...

Afrofeminismen in Paris

2016 setzte die seit vielen Jahrzehnten bestehende Pariser Modezeitschrift „Elle“ zum ersten Mal ein Schwarzes Model aufs Cover. Im gleichen Jahr gingen Debatten um massive rassistische und sexistische Angriffe gegen die Schwarze französische Justizministerin Christiane Taubira durch die Medien. Erst wenige Monate zurück lag eine heftige Konfrontation zwischen Sprecherinnen des...

Auf der dunklen Seite

Frankreich in der Jetztzeit: „Orstam“ ist ein weltweit agierendes französisches Unternehmen, das Kraftwerksanlagen und Turbinen baut und zur nationalen Schlüsselindustrie gehört. Nun allerdings hat ein amerikanischer Konzern ein Auge auf Orstam geworfen und strebt eine Übernahme an – mit allen Mitteln. Top-Manager werden mit Hilfe von US-Justiz und diversen Geheimdiensten...

Rassismus als feministische Metapher

„Versklavung“, „kolonialisierte Körper“, „Befreiungskampf“: Auf Metaphern wie diese griff die Neue Frauenbewegung in den 1970er-Jahren sehr oft zurück. Feministische Politik suchte Entsprechungen zwischen Rassismus und Sexismus zu formulieren, Frauen* entwarfen Utopien von Freiheit in anti-imperialistischen Sprachfiguren. Mehrheitlich ging (und geht) damit nicht unbedingt ein reflektiertes Verhältnis zu Kolonialismus einher, und...