Alltag im Banlieue

Der Debütroman von Diaty Diallo beschreibt authentisch das Leben von einigen Jugendlichen in einem Pariser Banlieue innerhalb weniger Tage. Die jungen Erwachsenen arabischer oder afrikanischer Herkunft verbringen ihre Freizeit im Sommer miteinander um, zu chillen, zu grillen, Moped zu fahren, auf Musikpartys zu tanzen oder sich zu verlieben. Alles nicht weiter spektakulär, wenn die Polizei sie lassen würde und nicht ständig durch Ausweiskontrollen und Schikanen im Alltag behindern würde. Das Ganze eskaliert, als bei einer Polizeirazzia Samy auf einem fahrenden Motocrossrad erschossen wird, denn was zu viel ist zu viel. Astor, Chérif, Issa, Demba, Nil und die anderen Jungs entwickeln gemeinsam einen Plan, mit dem sie ihrer Trauer und Wut Raum verschaffen können. Und alle, ob klein oder groß, beteiligen sich an den Vorbereitungen und der Umsetzung des Plans. Die Folge ist eine riesige Explosion mit tausenden Glassplittern in einem leerstehenden pyramidenartigen Gebäude. Diaty Diallo entwickelt aus der Perspektive von Astor durch ihr atmosphärisches und temporeiches Erzählen die Figuren verschiedenster Jugendlicher mit ihren Ängsten und ihren Sehnsüchten. Sie stellt deren Alltag vor und die repressive Umwelt, der sie permanent ausgeliefert sind. Ein Lob an die Übersetzerinnen, die in den Dialogen den Slang glaubwürdig in die deutsche Jugendsprache übersetzt haben. Der musikalische Sog, der sich durch den ganzen Roman zieht, verstärkt, wie nah sich der Inhalt an der Realität bewegt.
ML
Diaty Diallo: Zwei Sekunden brennende Luft. Aus dem Franz. von Nouria Behloul und Lena Müller. 188 Seiten, Assoziation A, Berlin 2023 EUR 20,50