Der Himmel – ein leuchtendes Schneefeld 

Licht und Raum, Klang und Konturen: Karin Ricks jüngster Roman „Venuswelle“ variiert diese Motive auf allen Ebenen, die – ineinanderfließend – die sinnlichen Begegnungen und wechselnden Wirklichkeiten ihrer Protagonist_innen spiegeln, mehr noch: raffiniert erzeugen. Nina, erfolgreiche Modefotografin, und Steve, ein DJ und Surfer aus Blackpool, treffen einander in Caldera und tun zunächst, was sich im Moment anbietet: Sie haben Sex miteinander. Wie unerwartet tief diese Begegnung beide berühren wird, ist da noch nicht absehbar. Nina lässt sich das Heft nicht gern aus der Hand nehmen – weder von Frauen noch von Männern, mit denen sie ihre (Fetisch-)Leidenschaften lebt. Steve hingegen drängt es, sich zu zeigen – alles zu leben, was und wer er ist. Karin Rick lädt ein – auf die Begegnung mit einem Text, der sprachlich wie kompositorisch schillernd verschiedene Perspektiven anbietet: Schon die Wahl der Erzählsituationen – alternierend eine Ich-Erzählung und eine personale Stimme – macht deutlich, dass dieser Roman mehr als eine flirrend erotische Geschichte ist. Die Autorin vertraut einem ungekünstelten Ausdruck, der lebendig mit Jargons spielt, sich Plattitüden erlaubt und doch nie banal wird. Das „dunkle Geheimnis“ Steves ist der Keim, aus dem sich die Erzählung entwickelt und – mit Leichtigkeit und doch überraschend – ihre existenzielle Größe erreicht. Susanne Hochreiter

Karin Rick: Venuswelle. Roman. 224 Seiten,
konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, Tübingen 2015 EUR  10,20