Es bedarf einer Analyse.

Denn „[d]er Literaturbetrieb ist kein neutrales System“. So einleuchtend formulieren die Herausgebenden der Literaturzeitschrift „PS: Anmerkungen zum Literaturbetrieb“ ihren Grundsatz, der sie zur Konzeption und schlussendlich Herausgabe der Zeitschrift bewogen hat. Inhaltlich besticht die erste Ausgabe, die sich dem Thema Konkurrenz & Kanon widmet, durch fundierte Analysen des Literaturbetriebs, seien es die Vergabe des Literaturnobelpreises, Überlegungen zum Kanon oder auch zur Literaturkritik. Die Interviews heben sich durch ihre Ausführlichkeit und sehr direkten Widergabe des Gesagten von „klassischen“ oder vielleicht eher für die Interviewten passend zurechtgeschriebenen Interviews ab. Ein großes Plus sind Prosatexte, Lyrik und ein Dramentext, die sehr gut ausgewählt wurden und ansprechend zu lesen sind. Warum müssen diese jedoch mit Genreüberschriften versehen nach dem „theoretischen“ Teil abgedruckt werden? Schließlich weckt die Philosophie der Zeitschrift, zumindest bei mir, den Wunsch auch hier kritisch zu fragen, warum es diese Grenzziehungen gibt. Aber, wie die Herausgebenden in ihrer Einleitung bereits schreiben, bei PS handelt es sich nicht um ein abgeschlossenes Werk, sondern einen Prozess, der sich beständig weiterentwickeln wird. Überhaupt die Einleitung! Kein ausformulierter Text, sondern ein Dialog zwischen den drei Herausgebenden, der Gedanken- und Entstehungsprozesse sichtbar und, wie das ganze Heft, äußerst neugierig auf die zweite Ausgabe macht.

Ulli Koch

PS: Anmerkungen zum Literatur-betrieb. Politisch Schreiben, 1 (2015): Konkurrenz & KanonEUR 10,00