Formen und Funktion von Antifeminismen

Sehr empfehlenswert ist die Lektüre dieser von Sabine Hark und Paula-Irene Villa zusammengestellten 13 Aufsätze, in denen die unterschiedlichen Räume, Akteur_innen und Begrifflichkeiten von Antifeminismen analysiert werden, die als „Antigenderismus“ zunehmend Gehör in Mainstreamöffentlichkeiten finden. So steht Wissenschaftlichkeit offenbar grundsätzlich zur Debatte in den Polemiken gegen Gender Studies; die Begrenzung anstelle der Entgrenzung von Geschlecht, Begehren und Sexualität liegt einigen Diskursen zugrunde; die Verquickung von antifeministischen Themen mit Kindeswohl und das Internet als Labor reaktionärer Diskurse werden erklärt, die strategische Verknüpfung von Homosexualität mit Pädophilie zur Rettung der (faktisch ungefährdeten) heteronormativen Kleinfamilie und das Agieren der christlichen Kirchen werden als Wege identifiziert, auf denen Positionen der extremen Rechte auch in der gesellschaftlichen Mitte vieler europäischer Länder angebunden werden konnten. Inhaltliche wie wirtschaftliche Prekaritäten und das Wackeln zahlreicher Gewissheiten sind Beweggründe von Menschen, die darauf mit zutiefst antidemokratischen Haltungen reagieren. Das Spektrum dieser einheitlich und gut aufgebauten Texte ist breit angelegt, gewisse Befunde wiederholen sich dabei unvermeidbarerweise, was aber die Beiträge auch einzeln lesbar macht. Schlussendlich gilt es, sich (mit diesem Buch) informiert „weiter mit guten Gründen öffentlich für die Attraktivität des eigenen emanzipativen Projekts einzusetzen“. meikel

Anti-Genderismus. Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen. Hg. von Sabine Hark und Paula-Irene Villa. Reihe Gender Studies. 260 Seiten, transcript, Bielefeld 2015 EUR 27,80