Höllenritt ins Grauen
Der Schauplatz des Romans ist Lapvona – ein von der Welt und vom Glück vergessener Ort. Der Tod ist allgegenwärtig. Marek ist der Protagonist und stark missgestaltete Sohn des Schafhirten. Sein Vater Jude greift zu heftigen Erziehungsmethoden, damit dieser nach seinem Tod das harte Leben in Lapvona bewältigen kann. In seinem Elend und seiner Not sucht der Junge sehr bald die Nähe zu Gott. Regiert wird das verlassene Dorf von Villiam, dem irren Landvogt, der ein riesiges Schloss bewohnt. Eines Tages passiert etwas sehr Schreckliches, in das Marek und Jacob, der Sohn des Landvogts, verwickelt sind. Dadurch kommt Marek an den Hof von Villiam und wird als neuer Fürstensohn eingeführt. Noch ahnt er nicht, dass nicht nur bittere Not, sondern auch Überfluss Menschen grausam werden lässt. Fazit: Das Buch mit seiner Aneinanderreihung expliziter Grausamkeiten ist nichts für schwache Nerven. Ein Höllenritt voll Despotismus, Bestechlichkeit und Ungerechtigkeit, den kaum wer überlebt. Wer sich jedoch auf das sehr düstere Werk der jungen Autorin einlässt, mit dem sie uns einen Zerrspiegel der globalen Gesellschaft vorhält, wird es nicht so schnell vergessen.
Irene Mayer-Kilani
Ottessa Moshfegh: Lapvona. Aus dem Engl. von Anke Caroline Burger. 336 Seiten, Hanser Berlin, Berlin 2023 EUR 26,80