Afro-deutsche Identitäten

May Ayim, geboren 1960, war eine bedeutende afrodeutsche Aktivistin, Dichterin, Pädagogin und Wissenschaftlerin. Im Gedenkbuch „May Ayim. Radikale Dichterin. Sanfte Rebellin“ geht es um ihr Leben, ihren Kampf und ihre Werke. Neben Gedichten aus dem Nachlass und Vorträgen, Forschungsberichten und Interviews von und mit May kommen hauptsächlich Familienmitglieder, FreundInnen und WegbegleiterInnen zu Wort. Berichte über ihr Wesen, ihren Werdegang, ihre wichtigen Debatten um afro-deutsche Identitäten und ihr Engagement und ihren Einfluss in diversen Initiativen gegen Rassismus und Sexismus ergeben das Bild einer kämpferischen, aber auch sensiblen Frau, die nicht nur politische und sozialkritische Texte verfasste, sondern auch Liebeslyrik zu schreiben wusste. Ihr Protest und ihre Verzweiflung waren auch ein Kampf um die eigene Identität mit dem Ziel, sich nicht mehr als „reinrassigen Mischling“ betrachten zu müssen. Sie wollte „ja zu sich sagen, ohne den geheimen Wunsch nach Verwandlung“. May Ayim liebte es, in Wortspielen oder Sprechgesängen ihre Gefühle und Gedanken zu artikulieren. Ihre Texte sind feinfühlig, eindringlich, aber auch witzig und spielerisch, bisweilen doppeldeutig oder ironisch. Mays Gedanken erscheinen auch heute, 25 Jahre nach ihrem Freitod, noch zeitlos und inspirierend. „An dem Tag, als ich geboren wurde, kamen viele Geschichten meines Lebens zur Welt“, sagte sie einmal. Von etlichen dieser Geschichten berichtet dieses Buch.

Susanne Niebler

May Ayim. Radikale Dichterin, sanfte Rebellin. Hg. von Ika Hügel-Marshall, Nivedita Prasad und Dagmar Schultz. 304 Seiten, Unrast, Münster 2021 EUR 20,40