Der Hydra die Köpfe abschlagen

1978 machte Jonathan Cott ein Interview mit der 2004 verstorbenen Intellektuellen Susan Sontag, welches nun erstmalig vollständig veröffentlicht wurde. Die Themenauswahl besteht aus Sontags Erfahrungen mit der Liebe, über Fotografie, der eigenen Krebserkrankung, ihren Ansichten zur Veränderung der Welt durch Literatur und Popkultur, ihrer Lebenslust und es werden dabei die Inhalte ihrer Bücher behandelt. Beeindruckend ist die Klarheit ihrer Gedanken und der selbstkritische Blick auf bereits von ihr formulierte Gedanken sowie ihr persönlicher Widerspruchsgeist gegenüber Cott, mit dem sie ein freundschaftliches Verhältnis verbindet. Die Dichte des Gespräches deutet darauf hin, dass Cott sich intensiv mit Sontags Werk beschäftigt hat. Sontag schätzt das Entschlackte an der Sprache und misst dem Fragment mehr Bedeutung bei, weil es in unsere Zeit sich besser einreiht als ein angebliches Verständnis der Totalität. Gerade in einer schmucklosen Sprache liegt die Zeitlosigkeit für die Rezeption. Auch Sontags Kritik an eindeutigen Geschlechterzuschreibungen und patriarchalen Einstellungsmustern wird behandelt. Ihr gefällt ein egalitärer Feminismus, der Männer gesellschaftlich femininer und Frauen maskuliner werden lässt. Ein ausgesprochen genussvolles Gespräch, das sich als lehrreich erweist und vor Vereinfachung warnt. Antonia Laudon

Susan Sontag – The Doors und Dostojewski. Das Rolling-Stone-Interview mit Jonathan Cott. Übersetzt von Georg Deggerich. 157 Seiten, Hoffman und Campe, Hamburg 2014
EUR 18,50