Der Krieg in den Menschen

Die Geschichte spielt von Jänner bis Oktober 1954 im Nachkriegswien. Heinrich, Lydia und Dragan leben unter prekären Verhältnissen in einem Schuppen. Heinrich, das Heimkind hat den Krieg nicht verkraftet. Er traut den Menschen nicht, denn er denkt sich, dass der Krieg immer noch in den Menschen steckt. Er versucht, die Menschen auf den Straßen zu provozieren, um ihre Aggressionen ans Tageslicht zu befördern. Wenn er geschlagen wird, spürt er keinen Schmerz, weil er an einen Raben, eine Katze oder an ein Reptil denkt, die schlafen oder verschwinden. Lydia wartet auf ihren vormaligen Verlobten, der noch nicht aus dem Krieg heimgekehrt ist und duldet Dragan als Geliebten, untersagt ihm aber, dass er die Schusterwerkstatt des Verlobten betritt. Dragan kennt sich am besten in der Unterwelt aus, wo Machtkämpfe noch mit Fäusten ausgetragen werden. Alles in Allem ein Roman, der durch eine lebendige Sprache besticht, die gleichzeitig sehr viel Anstrengung der Leserin abringt, weil die Welt eine ist, die von körperlicher Gewalt und seelischer Grausamkeit geprägt ist und wenig Positives zulässt, auch wenn das Ende einen Hoffnungsschimmer anbietet. Die Autorin zeichnet ein Gesellschaftsbild, in dessen Mittelpunkt die Überlebensfragen der VerliererInnen stehen, die wenig Halt finden und stattdessen sich oft noch gegenseitig das Leben erschweren.  ML

Karin Peschka: Watschenmann. Roman. 298 Seiten, Otto Müller Verlag, Salzburg 2014EUR 19,00