Die Stimme der Klassenerfahrung

Während die Originalausgabe bereits 2000 erschien, wurde nun der Band endlich in deutscher Sprache veröffentlicht. Als revolutionäre Schwarze Feministin aus der Arbeiterklasse kommend, grenzt sich bell hooks energisch gegen reformistischen Mainstream-Feminismus ab. Ein erfolgreich geführter Kampf gegen das Patriarchat muss aus ihrer Sicht das Klassenthema unausweichlich in die eigene Analyse einbeziehen und darf sich nicht von weißen privilegierten Theoretikerinnen vereinnahmen lassen. Sozialer Wandel lässt sich über Bildung verwirklichen. Der eigene Klassenstatus kann über Bildung verändert werden. Dabei sollte jedoch die Solidarität gegenüber jenen ohne Klassenprivelegien nicht verraten werden. Wichtige Prinzipien sind für bell hooks dabei, eigene Ressourcen mit weniger Privilegierten zu teilen und sich dem kapitalistischen Konsumismus sowie der Politik der Gier zu verweigern. Bell hooks stark über autobiografische Informationen angereicherter Text, der sich in 14 Kapitel gliedert, bietet eine gute Grundlage, sich mit Klassenwidersprüchen auseinanderzusetzen. Für bell hooks war ihr persönlicher Hintergrund wesentlich, um nach ihrem Aufstieg durch Bildung nicht von der herrschenden Klasse vereinnahmt zu werden. Klassenhierarchien sind abzuschaffen. Ob allerdings ein demokratischer Sozialismus mit der Vision einer partizipativen Ökonomie in der Gesellschaftsform des Kapitalismus zu verwirklichen ist, wie bell hooks ihn sich wünscht, ist nach Meinung der Leserin fragwürdig. Eine gut verständliche intersektionalistische Gesellschaftsanalyse, erfrischend auch für Einsteiger*innen, wobei eindeutig die Klassenfrage dominiert.

ML

Bell Hooks: Die Bedeutung von Klasse. Aus dem amerik. Engl. von Jessica Yawa Agoku. 177 Seiten, Unrast, Münster 2020 EUR 14,50