Feministisch aktiv in Wien

Die Autorin Stefanie Mayer hat in ihrer wissenschaftlichen Arbeit über die Politik der Differenzen die feministischen Aktivismen konkret in Wien beobachtet, um daraus Ideen für akademische feministische Theorien und Debatten zu entwickeln. Die Frage stellt sich, was die feministischen Praktiken und Diskurse den vorhandenen gängigen akademischen feministischen theoretischen Debatten voraushaben? Was können, einmal umgekehrt betrachtet, die TheoretikerInnen von den feministischen Praktiken lernen? In einer Zeitspanne von den 1970er bis in die Gegenwart der 2000er Jahre thematisiert die Autorin die autonomen feministischen Aktivismen, das aufkommende Interesse für die Migration von Frauen und die Debatten über das Verhältnis zur sogenannten Dritten Welt. Mit den gesetzlichen Veränderungen und dem Erstarken der FPÖ in den 1990er Jahren entsteht ein starker Bruch, es wird verstärkt über Rassismus diskutiert. Von weißen antirassistischen Feminismen und ihren Widersprüchen bis hin zum feministischen Anti-Rassismus und zu Feminismen gegen Schwarz-Blau behandelt die Autorin aus wissenschaftlicher feministischer Sicht die Politik der Differenzen in zehn Kapiteln. Der Fokus des Buches liegt auf dem weißen Feminismus, damit ist nicht nur die Hautfarbe selbst zu verstehen, sondern der privilegierte Status in der Gesellschaft. Die Autorin zeigt auch akademische Perspektiven auf, die wichtige Praktiken und Gedanken zum Subjekt der Forschung beinhalten. Sie analysiert den Zusammenhang der Verhältnisse der Geschlechter und ethnisierter Unterschiede. Die Politik der Differenzen ist lesenswert, jedoch akademisch wissenschaftlich geschrieben, also die Dissertation der Autorin. Für interessierte LeserInnen sei daher zu empfehlen, sich vorab mit feministischen Inhalten zu beschäftigen.
Vero

Stefanie Mayer: Politik der Differenzen. Ethnisierung, Rassismen und Antirassismus im weißen feministischen Aktivismus in Wien. 465 Seiten, Budrich, Opladen 2018 EUR 51,30