Gender-Diskurs-Fortführungen

Kühle Drinks in der all-inclusive-Gender-Lounge … statt heißem Geschlechterkampf“ (Hark) verspricht scheinbar so manche_m/_r die Ablösung des Begriffs „Feminismus“ aus Debatten zu gesellschaftlichen Machtfragen durch Gender. In zehn von Anne Fleig zusammengestellten, profunden Texten loten in diesem Sammelband zur Zukunft von Gender neben der Herausgeberin u.a. Cornelia Klinger, Angela McRobbie, Tove Soiland, Hilge Landweer, Rita Casale die Reichweiten und Diskrepanzen der Diskurse mit und rund um Gender der letzten Jahre aus – und das in aller Widersprüchlickeit. Während Rendtorff sich skeptisch äußert, konstatieren Nieberle Zukunft für Gender-Studies und Hark das Potenzial im Vorübergehendsein. Anregend sind die Bezugnahmen auf teils Verworfenes der feministischen Theorie (z. B. in der Psychoanalyse) sowie die Diagnostik der „Koinzidenz von Feminismus und Neoliberalismus“, das Plädoyer für phänomenologisch argumentierte „Betroffenheit“, medialisierte Mutterschaftsbilder, die Frage nach dem Subjekt des Feminismus, dem „Ich“ weiblicher Autorschaft und nicht zuletzt nach dem Ziel der politischen Utopie des Feminismus. Das Verständnis der Texte erfordert Kenntnis von Begriffen und bisherigen Debatten, eine Überprüfung sowie Weiterentwicklung von Diskursen im Rahmen ihrer gesellschaftspolitischen Auswirkungen im besten Sinne also, und somit jedenfalls eine empfehlenswerte, fundierte und erfreulich kontextualisierte Lektüre. mel

Die Zukunft von Gender. Begriff und Zeitdiagnose Hg. Anne Fleig. 243 Seiten, Campus Verlag , Frankfurt/M.-New York 2014EUR 30,80