Texte zum Feminismus

 Die Historikerin Julia Harnoncourt vereint in dieser Sammlung Sichtweisen des Feminismus aus den letzten 230 Jahren. In fünf Kapiteln verwendet sie Textauszüge aus Publikationen bekannter namhafter Feminist:innen. Um einige hier zu nennen, die Reichweite geht von Olympe de Gouges, Simone de Beauvoir, bell hooks, Angela Davis, Kimberlé Crenshaw bis zu Valie Export. Dabei werden folgende Themen fokussiert: Sex und Gender, Haus- und Lohnarbeit, Körper und Begehren, Haupt- und Nebenwidersprüche sowie abschließend Aufforderungen zum aktiven Kampf gegen ungleiche Geschlechterverhältnisse. Erfrischend daran ist, dass die globale Frage und damit zusätzlich der Rassismus neben Sexismus problematisiert wird. Die Reflexion über Machtverhältnisse, wie diese sich historisch entwickelt haben und die Kämpfe um deren Auflösung stehen im Mittelpunkt. Ohne die Wahrnehmung der sozioökonomischen Unterschiede ist es letztlich nicht möglich, geeignete gemeinsame, effiziente Kampfformen zu entwickeln. Der hierzulande existierende Feminismus ist darauf angewiesen, die verschiedensten patriarchalen Unterdrückungsmuster aus anderen Regionen dieser Erde ernst zu nehmen und Solidarität zu üben, und kann dabei sehr viel lernen, wie fantasievoll die Kämpfe weltweit geführt werden. Viele dieser historischen Dokumente zeigen, wie gut die Verfasser:innen erkannt haben, dass an vielen Schrauben gedreht werden muss, um eine Gesellschaft zu gründen, die nicht auf Profit, sondern auf die Nachhaltigkeit des Menschenlebens fokussiert ist. Interessant, um zu verstehen, wie sich der Feminismus entwickelt hat.
Antonia Laudon
Befreiung der Frau. Texte zur Geschichte eines weltweiten Kampfes. Hg. von Julia Harnoncourt. 174 Seiten, Promedia, Wien 2021 EUR 12,90