Vom Scheitern einer Liebe in h-moll

Sind wir dazu gemacht, glücklich zu sein? Hätten Suzanne und Serge miteinander glücklich werden können, wenn das Leben eine andere Melodie für sie gespielt hätte? In ihrem neuen Roman erzählt Véronique Olmi von Verrat, leidenschaftlicher Liebe und von einer verleugneten Wahrheit, begleitet von der Sonate in h-moll von Liszt. Welches Geräusch macht die Liebe, wenn sie stirbt? Wie schnell kann die Harmonie gebrochen werden und ein Leben verstimmt sein? Als Serge Suzanne das erste Mal trifft, beachtet er sie kaum. Sie begegnen sich an der Eingangstür seines Hauses, wo Suzanne soeben das Klavier seines Sohnes gestimmt hat. Serge ist verheiratet mit einer jungen schönen Frau, ist erfolgreich im Beruf, hat zwei entzückende Kinder. Suzanne ist ebenfalls verheiratet, ihr Leben mit ihrem Ehemann verläuft in unaufgeregten Tönen. Als sich Serge und Suzanne Tage später zufällig in einer Bar begegnen, fühlt sich Serge aus unerklärlichen Gründen hingezogen zu dieser Frau, die ohne Angst zu leben scheint, die sich einfach so zeigt, wie sie ist. Eines Tages läutet er an ihrer Tür und Suzanne lässt ihn in ihr Leben ein. Sie treffen sich regelmäßig in einer unbewohnten Wohnung und sind glücklich in den Stunden, die sie miteinander teilen. Ihre Liebe spielt sich nirgendwo anders als in dieser Wohnung ab und bleibt verborgen vor den Augen der anderen, bis eines Tages ein Kind an der Schwelle steht. Ab diesem Zeitpunkt ist die Liebe nicht mehr unbeschwert, es mischen sich Misstöne in die Harmonie des Augenblicks. Suzanne spürt, dass Serge ihr entleitet, sie hört, was nicht stimmig ist und will von ihm die Wahrheit erfahren. Bestechend an dem Roman ist vor allem Olmis Sprache, die Musik ihrer Worte, subtil und fatal, das Klingen des Scheiterns, die Stimme des Kummers, die Dissonanz des Schmerzes, der Ton aller Liebenden.  vab

Véronique Olmi: Das Glück, wie es hätte sein können. Roman. Übersetzt von Claudia Steinitz. 219 Seiten, Verlag Antje Kunstmann, München 2014EUR 20,60