Was, wenn deine Kinder Frauen werden?

– fragt Esther Becker sinngemäß in ihrem Debütroman vom Heranwachsen dreier Freundinnen, die sich auf jeweils unterschiedliche Weise mit den an sie herangetragenen Erwartungen – insbesondere in ihrer Rolle als Mädchen und junge Frauen – auseinandersetzen müssen. Die kurzen Kapitel behandeln klassische Themen des Erwachsenwerdens, die die Autorin, die sonst auch Texte fürs Theater schreibt, mit einem feinen Blick auf geschlechtsspezifische Zuschreibungen begreift. Es geht um Schwierigkeiten mit den Eltern, die erste Liebe, Rauscherfahrungen, Schule, Jobsuche und nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper. Die namenlose Protagonistin, aus deren Perspektive der Roman geschrieben ist, tastet sich in kleinen Schritten Richtung persönlicher Autonomie. Ihre Freundinnen sind ihr dabei sowohl solidarische Stütze als auch kritischer Spiegel – wodurch ein multiperspektivischer Blick auf ihre unterschiedlichen Lebensrealitäten geworfen wird. Die den meisten Jugendlichen vertraute Unsicherheit mit der eigenen Identität trifft Esther Becker in dieser Coming-of-Age-Story ebenso pointiert wie humorvoll, ohne dabei in gängige Klischees zu verfallen. Über die persönliche Entwicklung der Protagonistin hinaus fängt die Autorin gekonnt auch die generelle Gefühlslage der Generation sogenannter Millenials ein. Empfehlenswert.
 ReSt
Esther Becker: Wie die Gorillas. 157 Seiten, Verbrecher Verlag, Berlin 2021, EUR 19,00