Weltverbessern in Wirtschaftsbetrieben
In dem zweijährigen Forschungsprojekt „Future is Female“ haben die Autorinnen 20 kleine und mittelständische Unternehmen in Bayern sowohl begleitet als auch ihre Maßnahmen evaluiert, die in ihnen zu mehr Gender- und Diversitygerechtigkeit führen sollten. Ziel war dabei nichts weniger, als die Arbeitswelt „humaner“ zu gestalten und Wertschätzung für Vielfalt zu fördern. Faktisch ging das einher mit dem Versprechen an die Unternehmen, dabei „unausgeschöpftes Potential“ bei bislang benachteiligten Gruppen wie älteren Menschen, solchen mit Migrationsgeschichte oder Frauen zu aktivieren. Aufbauend auf Modellen der Organisationspädagogik, dem organisationalen und transformativen Lernen wurde das projekteigene Lernkonzept „Transformatives Organisationales Lernen (TOL)“ entwickelt und auf der Basis feministischer Erkenntnisse angewandt. Der schmale Band liest sich wie das, was er schließlich auch ist, ein Forschungsprojektbericht, streckenweise recht trocken, an Theorien, Zahlen und Daten orientiert. Nur da und dort blitzt auf, welche Emotionen bei Mitarbeiter_innen in den Unternehmen aufkamen, dass es Gegenwehr und Widerstände zu überwinden galt und dass es in den zahlreichen Workshops schon auch rund gegangen ist. Dass dieselben das Projekt evaluieren, die es durchführen, lässt sich diskutieren, nichtsdestotrotz ist es ein informatives und interessantes Beispiel für fundierte und ambitioniert durchgeführte Anwendung von Gender- und Diversityansätzen, um Strukturen des Alltags und damit wohl auch Mentalitäten nachhaltig zu verändern.
Meike Lauggas
Hildegard Macha, Hildrun Brendler, Catarina Römer: Gender und Diversity im Unternehmen. Transformatives Organisationales Lernen als Strategie. 243 Seiten, Budrich UniPress, Opladen-Berlin-Toronto 2017 EUR 34,00