Kriminologische Einblicke

Das Werk der Herausgeber*innen Jawiga Kamola, Sabine Becker und Ksenija Chochkova Giese beschäftigt sich mit der Geschichte der weiblichen Kriminalität und ist eine Sammlung von Texten verschiedener Autor*innen zu der gleichnamigen Ausstellung, die noch bis Februar 2024 im Museum KA 8 in Baden-Baden, Deutschland zu sehen ist. Die Textsammlung will keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben und es wird betont, dass es um die Beschäftigung mit einigen ausgewählten Aspekten geht – so wird die weibliche Kriminalität vom 19. Jahrhundert bis hinein zum Nationalsozialismus in deutschsprachigen Gebieten untersucht. Kriminologische, anthropologische und kunsthistorische Perspektiven finden Platz und werden durch Bildmaterial ergänzt. Die ‚kriminelle Frau’, als eine besondere Abweichung der Norm – da das ‚Frau sein’ allein ja schon als eine Abweichung der Norm, die der Mann darstellte, verstanden wurde – wird thematisiert und ausgeführt. Der Tatsache, dass Kriminalität pathologisiert wurde und dies in der ‚Lehre’ der Physiognomie gipfelte, die somit Rassismus und Klassizismus vereinte, wird genauso ein Kapitel gewidmet wie der biblischen Judith – der ‚Prototyp’ der kriminellen Frau. Ebenso finden die Kriminalisierung von Abtreibung, Prostitution und die Rolle der Frau zur Zeit des Nationalsozialismus Platz in der Textsammlung, die durchaus spannende und vereinzelt seltene geschichtliche Einblicke bietet.
Andrea Knabl
Criminal Women. Eine Geschichte der weiblichen Kriminalität. Hg. von Jadwiga Kamola, Sabd Becker und Ksenija Chochkova Giese. 160 Seiten, Verbrecherverlag, Berlin 2023 EUR 24,70