Temple of Love, Happy House, Lovecats
Ein literarischer, wunderschöner Ausflug in das Paris der 1980er Jahre. Wer sich nicht erinnern kann, wie das damals war, ist gut beraten, hier einzutauchen: Es ist immer Nacht, man zieht von Klub zu Klub, von Cabarets in die nächste Bar, die Grenze zwischen Sexarbeit, DJ-Gig und Nachtschwärmen verschwimmt. Besonders ist an diesem Buch, das mittlerweile Kultstatus erreicht hat, dass es eine Liebesgeschichte ist, die ohne Nennung der Geschlechter auskommt. Die beiden Charaktere sind sehr unterschiedlich gezeichnet, eine Person wesentlich älter, Afro-Amerikanischer Herkunft, tanzt in einer Revue, die andere Person ist jung und weiß. Alles ist eingetaucht in die absolute gnadenlose Ästhetik des Gothic, bleischwer, tiefschwarz – kaum bleibt klar, wer noch am Leben ist und wer schon tot. Das Geschlecht kann eine sich dazu denken, oder auch nicht. Leider ist die Übersetzung stellenweise schwach, und die Illusion der Geschlechtslosigkeit bricht, schade.
Karin Schönpflug
Anne Garréta: Sphinx. Aus dem Franz. von Alexandra Baisch. Mit einem Nachwort von Antje Rávic Strubel. 184 Seiten, Edition Fünf, Gräfeling-Hamburg 2016 EUR 20,50