Sissi als Avatar

Noch ein Buch über Sissi? Oder ist die richtige Schreibweise Sisi? Xixi? Oder Erzsébet? Erinnerung und Mythos, Geschichte und Kolportage: gerade an der Person der Kaiserin Elisabeth lassen sich diese Themen brillant in Szene setzen. Nichts Geringeres gelingt den AutorInnen des Sammelbandes „Sissi’s World“. Die Publikation besteht aus Beiträgen von KunsthistorikerInnen und LiteraturwissenschaftlerInnen u. a. aus Kanada, USA, Österreich, Deutschland, Italien und China. Die AutorInnen machen anhand der historischen Figur Mechanismen der Medialisierung und Popularisierung fest, hinter der das „Original“ zuweilen fast gänzlich verschwindet. Es wird erkundet, wie die eigentliche Persönlichkeit in Schablonen gepresst wird, etwa in den legendären Zuckerguss-Habsburg-Visionen der Filme mit Romy Schneider, und wie diese Lesart zu den gleichzeitigen politischen Ereignissen passt. Oder wie die Schauspielerin als Reinkarnation der Kaiserin inszeniert wird, samt Spekulationen über deren erotische Vorlieben. Die Figur Sissi gilt ähnlich wie Princess Diana als queere Ikone. Auch der Einfluss sagenhafter Begebenheiten aus dem Leben der Kaiserin auf Modekollektionen und Kunst geben Zeugnis über die andauernde Faszination mit Elisabeth. Gewidmet ist das Buch allen eigenständigen Frauen, die ihr eigenes Bild erschaffen und es dann hinter sich lassen.

Susa

Sissi’s World – The Empress Elisabeth in Memory and Myth. Hg. von Maura E. Hametz und Heidi Schlipphacke. 408 Seiten, Bloomsbury Academic, New York, EUR 123,50