Triviales über Krankenschwestern

Das Bild der Krankenschwestern in Trivialromanen zwischen 1914 und 2018 als mentalitätsgeschichtlich relevante Beschreibung eines fiktiven Berufs- und Lebensfeldes in einem bestimmten historischen Zeitrahmen zu rekonstruieren, war die Intention der Historikerin, Soziologin und Pflegewissenschaftlerin Birgit Panke-Kochinke. Im Laufe der Lektüre von unzähligen Krankenschwesternromanen fokussierte sie ihre Analyse auf das von ihr als grundlegend für Trivialliteratur identifizierte Modell der „wahren Liebe“ im Sinne eines narrativen Fluchtpunkts und Harmonisierungsversprechens dieser Texte und ersetzt so den soziohistorischen Kontextbezug durch eine Analyse textimmanenter Konstruktionselemente dieses Genres.
Ihre sozialwissenschaftlich anmutende Vorgangsweise erscheint insofern zirkulär, als die von außen herangetragenen angeblichen „Kontexte“ – Berufsfeld, Trivialität und Fiktion, Zufall und Schicksal, Liebe und Heldenreise – auch als Strukturkategorien, Eigenschaften und thematische Schwerpunkte der Texte selbst erscheinen.
Was aus pflegewissenschaftlicher Sicht vertretbar scheint – nämlich anhand trivialliterarischer Formen eine gewisse Konstanz ethisch-moralischer Zuschreibungen an den Pflegeberuf aufzuzeigen und damit einhergehende Weiblichkeitskonstruktionen, die gelingende weibliche Identitätsentwürfe und Lebensbewältigungsstrategien an ein Konzept der Selbstverwirklichung auf Basis der Sorge um andere knüpfen, zu beleuchten – , zeigt sich aus literaturwissenschaftlicher Perspektive als sorgloser, die Heterogenität auch von Trivialliteratur absichtsvoll ignorierender Zugriff.

SaZ

Birgit Panke-Kochinke: Krankenschwesternromane (1914 – 2018) – Kontexte, Muster, Perspektiven. 153 Seiten, Mabuse-Verlag, Frankfurt/M. 2018 EUR 24,95