Abgründe, Männerbünde und Muckis

Simon Volpers analysiert die Publikationen und Selbstinszenierungsstrategien des US-amerikanischen Autors Jack Donovan. Anhand einer umfassenden qualitativen Inhaltsanalyse seziert Volpers das Männlichkeitsbild Donovans und verortet dieses innerhalb vergangener und gegenwärtiger Männlichkeitskonzeptionen der extremen Rechten. So steht Donovan (mitsamt seinem gekonnt inszenierten muskelbepackten Körper) prototypisch für soldatische Männlichkeit, er fantasiert sich in eine Welt, in der ‚böse Jungs‘ in tribalistisch anmutenden Männerbünden mittels martialischer Auseinandersetzungen die Welt neu organisieren. Frauen sind für Donovan Objekt und Ressource und werden – ebenso wie weiblich vergeschlechtlichte Eigenschaften – abgewertet. Dieser Logik folgend, lehnt Donovan die schwule bzw. queere Kultur, die zu sehr weiblichem Lebensstil und Attributen entspräche, ab. Wie Donovan sein – zu dieser abwertenden Haltung scheinbar im Widerspruch stehendes – eigenes homosexuelles Begehren in seine Inszenierung integriert, zeichnet Volpers aufschlussreich nach. Unvereinbar mit gängigen Argumentationsmustern der extremen Rechten, die insbesondere in orientalistischen Diskursen die eigene zivilisatorische Überlegenheit behaupten, scheint zunächst auch Donovans generelle Ablehnung von Modernität. Die Stärke an Volpers Analyse ist, diese und andere Ambivalenzen anhand zahlreicher Primärquellen abzubilden, einzuordnen und schließlich greifbar zu machen. Eine Empfehlung für alle, die sich mit Männlichkeitskonstruktionen, Männerbünden und der Neuen Rechten auseinandersetzen (müssen).
Laura Steinl
Simon Volpers: Neue rechte Männlichkeit. Antifeminismus, Homosexualität und Politik des Jack Donovans.
197 Seiten, Marta Press, Hamburg 2020, EUR 26,00