Begegnungen mit Audre Lorde

Nach der von Peggy Piesche herausgegebenen Anthologie „Euer Schweigen schützt euch nicht“ und dem in Regie von Dagmar Schultz entstandenen Dokumentarfilm „Audre Lorde – Die Berliner Jahre“ liegt mit Marion Krafts Essayband eine weitere Publikation vor, die das politische und intellektuelle Erbe der afrikanisch-amerikanischen Dichterin, Aktivistin und Theoretikerin Audre Lorde aus Sicht der afro-deutschen (Frauen-) Bewegung darstellt und würdigt. Die Autorin war selbst eine Pionierin Schwarzer feministischer Forschung und Lehre in Deutschland, der Band ist ebenso sehr ein Buch über Audre Lorde wie über Marion Kraft, als diese über ihre Erfahrungen als Anglistin und Germanistin in der interkulturellen Lehre, in transnationalen Netzwerken und in der Selbstorganisation Schwarzer Frauen in Deutschland seit Anfang der 1980er Jahre spricht. Wie sehr die Begegnung, Zusammenarbeit und Freundschaft mit Lorde sie dabei inspirierte und ermutigte, dokumentiert dieser Band.
Die Texte sind über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten entstanden, berührend etwa Krafts Re-Lektüre ihres Briefwechsels mit Lorde. Hervorgehoben sei der starke Essay „Re-defining the Dream of Europe“, der anlässlich einer Literaturtagung in Berlin unter dem Titel „Der Traum von Europa“ 2014 die völlige Ignoranz gegenüber people of colour in Europa und ihrer Zugehörigkeit zum europäischen Traum thematisiert. Die Texte sind gut zu lesen und erinnern an Lordes unverminderte Aktualität. Zusammen gelesen bilden sie vernetzte individuelle und kollektive Biografien, in denen sich Politisches und Persönliches verbindet.
Martina Kopf
Marion Kraft: Empowering Encounters with Audre Lorde. 127 Seiten, Unrast, Münster 2018 EUR 13
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