Ein Horrortrip

Dr. Eric Jäger ist bei oberflächlicher Betrachtung der begehrte Musterschwiegersohn, er ist schlagfertig, beim Kartoffelschälen hilfsbereit und ein aufgeweckter Gesprächspartner, aber sicher nicht naiv. Selbstverständlich schaut die Autorin genauer hin und durchleuchtet sein wahres Ego. Jäger ist ein ekelerregender Antiheld, er ist grausam zu seinen Mitmenschen und wenn er denkt, tun sich Abgründe auf, denn er ist sehr berechnend. Von Intrigen über Lügen, Betrug, Körperverletzung bis zur Vergewaltigung, alles ist in seinem Verhalten möglich, um die eigenen Ziele zu verfolgen. Seine Beziehungen zu Frauen sind krankhaft gestört und wenn es um seine sexuellen Phantasien und seine sexuelle Praxis geht, münden diese regelmäßig in eine Katastrophe für die jeweilige Partnerin. Seinen Doktortitel in Rechtswissenschaft hat er erschlichen, seine wissenschaftliche berufliche Karriere beruht auf Erpressung. Er durchschaut die Menschen, schleimt sich dann rasch bei ihnen ein, um sie für seine Vorteile auszunutzen. Er fühlt sich jederzeit für noch etwas Höheres berufen. Ein durchaus interessantes Sittenbild über Eitelkeit und Machtmissbrauch in der Wissenschaft und in der Politik. Ein bisschen weniger Sex und dafür mehr Politik hätte dem Inhalt gut getan. Deftig, leider kulturpessimistisch!
ML
Marion Guerrero: Alpha. 341 Seiten, Edition Atelier, Wien 2019 EUR 25,00