Eine beherzte Revolutionärin!


Das vorliegende Werk besticht durch die lebendige Erzählweise in der Ich-Form. Inmitten ihres Katzentrios lässt Louise als alternde Frau ihr Leben nochmals in nicht chronologischer Form an sich vorbeiziehen.
Bedingt durch die Obhut der Großeltern erhält Louise Bildungskapital. Sie wird Lehrerin und geht nach Paris. Ihre Sympathie gilt den unterdrückten Klassen. Sie erhebt sich couragiert gegen Ausbeutung und Unterdrückung und wird die bekannteste Frau der Pariser Commune, der ersten proletarischen Revolution 1871 in Frankreich. Es geht um die Verteidigung gegen die Konterrevolution. Sie schildert zahlreiche politische Kämpfe, begleitet von ihren anarchistischen WeggenossInnen gegen die Repression der Reaktion. Ihre Eindrücke vomim politischen Diskurs werden von ihr als streitbare Anarchistin lebensnah kommentiert. Gefängnisaufenthalte und ihre Deportation als Strafgefangene nach Neukaledonien werden vor ihrem inneren Auge nachvollziehbar. Ihre ethnologischen Beschreibungen der Kaynaken zeugen von einem empathischen Blick, sie ist mit ihnen in praktischen Fragen solidarisch. Geschwächt von Lungenentzündungen nach ihrer Rückkehr nach Frankreich verliert sie bei ihren Vorträgen nie die Frage nach einer gerechteren Welt, in der die Freiheit siegt, aus den Augen. Ein erfrischendes Lehrstück, gespickt mit Weisheit und Lebensmut. Ein besseres Leben für alle ist ohne Kampf nicht erreichbar. Ein Dank an die Autorin Eva Geber, die die Anarchistin glaubwürdig vermittelt!
ML
Eva Geber: Louise Michel – Die Anarchistin und die Menschenfresser. Vorwort Ruth Klüger. 340 Seiten, Bahoe books, Wien 2018 EUR 24,00