Eine Geschichte vom Abschied


Susannah Walker gibt Einblick in die schwierige Auseinandersetzung mit der Hinterlassenschaft ihrer verstorbenen Mutter. Sie erzählt vom Aufräumen, von der Rekonstruktion der eigenen Familiengeschichte und von der Sorge, was sie selbst einmal weitergegeben haben wird. „Was ich gefunden hatte, war nicht etwa ein Wertgegenstand oder ein teures Andenken, das an einem sicheren Ort verwahrt wurde. Der Serviettenring war ein Problem, eine Erinnerung an Verlust, Versagen und Schmerz, der versteckt werden musste, damit all der Schrecken, der mit ihm verbunden war, sich nicht im täglichen Leben meiner Mutter ausbreiten konnte.“
Ausgehend von einer mit der Mutter geteilten Leidenschaft für schöne oder außergewöhnliche Dinge ergründet die Autorin deren Leben, gleich einer Archäologin, anhand ebenso sachkundig wie liebevoll beschriebener Artefakte. In der Bedeutsamkeit von Orten und Dingen stößt sie auf Muster, die sich über mehrere Frauengenerationen zu wiederholen scheinen. Mit der Schilderung der Haushaltsauflösung verknüpft Walker Recherchen zur Herkunftsfamilie ebenso wie zur psychiatrischen Diagnostik des Hortens. Sie reflektiert weit mehr als den eigenen Lebensentwurf unsere Strategien, uns zwischen den Dingen einzurichten. Wem wir unsere Spuren widmen: denen, die vor uns da waren, uns selbst, denen, die folgen.
Miriam Wischer
Susannah Walker: Was bleibt. Über die Dinge, die wir zurücklassen. Aus dem Engl von Yamin von Rauch. 432 Seiten, Kein & Aber, Zürich/Berlin 2018 EUR 24,70