Eine ungarisch-jüdische Autorin und die österreichische Justiz

Die ungarisch-jüdische Naturwissenschaftlerin Rose Meller (1902–1960) wuchs in Budapest als Tochter eines gutsituierten Kaufmanns auf. Eine Schwester ihrer Mutter war die Philosophin Ágnes Heller. Eine weitere Schwester, Henriette Weiß, gründete ein Erholungsheim für Lungenkranke in Breitenstein am Semmering. Anna Kellner, eine dritte Schwester, ihre Tochter Dora und ihr Ehemann Walter Benjamin wurden dort kuriert. Emanuely zitiert dazu aus Briefen zwischen Paula und Hannah Arnold, Doras Schwestern. 1920 ging die Familie Meller nach Wien, wo Rose in einem Laboratorium der Arbeiterkrankenkasse arbeitete und erfolgreiche Theaterstücke schrieb. 1933 wurde sie nach einem möglicherweise fingierten Attentat in einen aufsehenerregenden Prozess verwickelt. Sie wurde wegen „Irreführung der Polizei“ nach einer Berufung zu sechs Monaten schweren Kerkers verurteilt. Ihr Verteidiger Richard Preßburger erwirkte ihre Enthaftung. Meller ging zurück nach Budapest und heiratete den Psychiater László Balassa. Ihr Sohn Georges Balassa schrieb das Vorwort des Buches. Ihre Erfahrungen mit der Justiz literarisierte sie in der nun neu aufgelegten Novelle.

Evelyn Adunka

Rose Meller: Justiz in Amerika. Hg. und mit einem Nachwort versehen von Alexander Emanuely. 152 Seiten, Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft, Wien 2022 EUR 21,00