Forschung mit – statt Forschung über

Dieses schlanke äußerst brauchbare Buch präsentiert aus der Perspektive feministischer und postkolonialer Wissenschaftskritik entgegen der herrschenden Vorstellung einer wissenschaftlichen Objektivität und neben der seit den 1970er Jahren formulierten Theorie endlich Vorschläge für die Umsetzung feministischer und postkolonialer Projekte auf der Ebene der Forschungspraxis. Der vorliegende Band versteht sich so als Arbeitsbuch „ohne Gewähr“ das sucht, das demokratische Prinzip der Partizipation auf die Forschung anzuwenden: Forschung mit und für marginalisierte Gruppen statt Forschung über sie.

In den ersten beiden Kapiteln wird feministische partizipatorische Forschung leicht verständlich als Prinzip erklärt, in den weiteren Kapiteln finden sich spezifische Methoden wie die Photovoice Herangehensweise, kontextualisiertes Arbeiten, partizipative Bedarfserhebung und ästhetische Methoden in konkreten Forschungsbeispielen zu den Themen Frauentreff für Prostituierte, junge Trans*-Menschen, Gesundheitsförderung nicht-heterosexueller Frauen, Bildungsangebot im Strafvollzug, Spracherwerb für Migrantinnen.

Ein sehr nützlicher Anfang mit viel Raum für ein Weiterarbeiten und Weiterdenken.

Karin Schönpflug

Partizipative Forschung und Gender. Emanzipatorische Forschungsansätze weiterdenken. Hg. von Ariane Brenssell und Andrea Lutz-Kluge. 175 Seiten, Budrich, Opladen/Berlin/Toronto 2020 EUR 24,90