Ich bin eine Beobachterin
Seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges lebt Ljudmila Ulitzkaja in Berlin. Sie hat „panische Angst davor, Dinge zu vergessen“. Gegen diese Angst schreibt sie in ihrer autobiografischen Prosa an: Sie erinnert sich an das Moskau ihrer Kindheit, den Tod des streng gläubigen Urgroßvaters, ihren ersten Ehemann oder an die Geburt der beiden Söhne und denkt über den eigenen Körper und seine Narben nach. Neben diesen persönlichen Themen widmet sich die Schriftstellerin auch ökologischen und politischen Fragen, wie etwa dem Verhältnis von Individuum und Staat im Totalitarismus. Ulitzkajas Blick auf die Gesellschaft und auf sich selbst ist immer schonungslos offen und unbestechlich. Ihr Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine konsequente Erinnerungskultur. Ljudmila Ulitzkaja, 1943 geboren, wuchs in Moskau auf und gilt als eine der wichtigsten zeitgenössischen Schriftstellerinnen Russlands. Sie schreibt Drehbücher, Hörspiele, Theaterstücke und erzählende Prosa.
Ute Fuith
Ljudmila Ulitzkaja: Die Erinnerung nicht vergessen. Aus dem Russ. von Ganna-Maria Braungardt und Christina Links. 192 Seiten, Hanser, München 2023 EUR 24,50