In der Kampfzone

Lisbeth und die Kriegerin treffen einander jeden Sommer und verbringen zwei Wochen am Meer – hier erholt sich jede auf ihre Weise von den Alltagsabläufen. Die beiden jungen Frauen kennen sich von der Grundausbildung der Bundeswehr, beide wollten sie Soldatinnen werden. Doch Lisbeth macht eine Kehrtwende und wird Floristin, während die Kriegerin der militärischen Laufbahn folgt und zu Auslandseinsätzen abberufen wird. Helene Bukowski steht im Ruf, Bilder als Ausgangspunkt für ihr Schreiben zu verwenden. Als Inspiration zu diesem Buch nennt sie Fotografien von Mayan Toledano, die israelische Soldatinnen hochästhetisiert in schöne Landschaften setzte, bei denen die dunkelgrünen Uniformen vor dem rosig getönten Himmel einen starken Kontrast schaffen. Die Autorin beschreibt die FreundInnenschaft vor verschiedenen Hintergründen – im Rückblick auf das Kasernenleben und die Selbstverständlichkeit von Übergriffen sexueller und emotionaler Natur, aber auch beim Ausgehen und Feiern, und bei langen Spaziergängen. Immer wieder steht Sprachlosigkeit und Unfähigkeit, die eigenen Gefühle zu verbalisieren, wie eine Wand zwischen den beiden. Das Buch vermittelt auf dieser konkreten Ebene viel, was sich subtil auch gesellschaftlich abzeichnet – ein Aufruf zu Rationalität und Härte – begleitet von der Sehnsucht, sich zeigen zu dürfen.
Susa
Marlene Bukowski: Die Kriegerin. 56 Seiten, Aufbau Verlag, Berlin 2022 EUR 23,70