Jahrhundertfrost und Bruttofläche

Die namenlose Protagonistin im Roman Verfluchte Misteln von Nataša Kramberger möchte von der Großstadt ins Dorf zurück, um den Hof der Mutter zu übernehmen, auf dem sie aufgewachsen ist. Es sind vor allem bürokratische Hürden und das Wetter, die den Anfang schwierig gestalten, der spärliche familiäre Rückhalt tut sein Übriges. Mutter und Großmutter wollen nicht recht an die Idee glauben, den Hof wiederzubeleben. Der Stil des Romans zeichnet sich durch Aufzählungen und Wiederholungen aus, die gut zur Darstellung der Widrigkeiten passen. Ernteausfälle sind eher die Regel als die Ausnahme, Zuversicht will keine aufkommen: „Es schien, als würde der nächste Zusammenbruch der globalen Börsen auf meinen unproduktiven Feldern wachsen.“ Die Einteilung der Kapitel nach Monaten ist nicht chronologisch zu verstehen, vielmehr legt die Autorin den Fokus auf die in dieser Saison notwendigen landwirtschaftlichen Arbeiten. Dass ein Hof nicht bloß ein Hobby sein kann, zeigen auch einige lokal- bzw. umweltpolitische Ereignisse, mit denen die Protagonistin sowohl in der Stadt als auch am Land zu kämpfen hat.

DM

Nataša Kramberger: Verfluchte Misteln. Aus dem Slow. von Liza Linde. 265 Seiten, Verbrecherverlag, Berlin 2021 EUR 22,70