Kampf einer Idealistin in der Resistenza

Das beeindruckende Selbstzeugnis der Sozialistin Joyce Lussu führt die Leserinnen durch das vom Zweiten Weltkrieg gezeichnete Europa, als sich die italienische Opposition im Exil zum antifaschistischen Widerstandskampf gegen Mussolini und das nationalsozialistische Regime formierte. Die abenteuerliche Reise führt Lussu und ihren Mann Emilio durch das besetzte Gebiet, wo sie sich als Dokumentenfälscherinnen durchschlagen und Fluchthilfe leisten. Mitreißend schildert sie die Erinnerungen an all jene tapferen Frauen, die ihr auf diesem Weg begegneten und – allen Hindernissen und Gefahren zum Trotz – hilfreich und unbeirrbar zur Seite standen. Dabei wird deutlich, wie tief die politische Dimension der Ereignisse in den Alltag der Frauen eindrang. In zwölf namensgebenden Kapiteln wird ihnen ein Denkmal gesetzt. Das Engagement und der bisweilen unterrepräsentierte Kampf der Frauen rückt in der autobiographischen Erzählung in den Vordergrund und verleiht den weiblichen Protagonistinnen historische Subjektivität und Wirkmächtigkeit. Sowohl geschichtlich interessierten Leserinnen, als auch Fans von Abenteuerliteratur ist die Lektüre unbedingt zu empfehlen. Mit der Übersetzung des 1945 publizierten Urtexts ist es Christa Kofler gelungen, ein Stück Zeithistorie einzufangen und im Sinne einer feministischen Geschichtsschreibung für ein breites Publikum aufzubereiten.
 Nicoletta Oulehla
Joyce Lussu: Weite Wege in die Freiheit. Autobiographischer Roman. Aus dem Ital. von Christa Kofler. 285 Seiten, Mandelbaum Verlag. Wien/Berlin 2021, EUR 20,00