Männlichkeitsforschung gegen Antifeminismus

Die Herausgeberinnen Susanne Hochreiter und Silvia Stoller haben acht Texte versammelt, die entweder Ergebnisse aus der Beforschung von Männlichkeiten darstellen (kulturanthropologisch, literaturwissenschaftlich, soziologisch) oder Männlichkeitsforschung fach- (Philosophie, Literaturwissenschaft) und gegenstandsbezogen (queere Männlichkeiten) ein- und herausfordern. Bereits im ersten Satz der Einführung stellen sie klar, dass es ihnen mit diesen wissenschaftlichen Perspektiven um eine Einmischung in den aktuellen, medialen – häufig antifeministischen – Diskurs um Männlichkeiten geht. Inhaltlich ist das Spektrum breit gehalten und gibt weiters situative Einblicke in die Darstellung literarischer Männerfiguren, in Herstellungspraxen von Männlichkeiten im Zusammenspiel mit Frauenabwertung, in die gesellschaftliche Positionierung migrantischer Hausarbeiter, in Mayreders Gedanken zu Männern und Vätern, in postsozialistische und global migrierende Männlichkeiten. Begriffsverwendungen sowie Analysen sind divers gehalten, mal kommen sie zu einer fragwürdigen Gleichsetzung des Leidens an den Einschränkungen von Männlichkeiten mit jenen an Weiblichkeiten, was woanders wiederum klar unterschieden wird. Es ist wohl eine Grundsatzentscheidung, inwieweit es spezifischen wissenschaftlichen Untersuchungen gut tut, wenn sie unversehens oder durchgehend mit allgemeinen gesellschaftspolitischen Plädoyers in Zusammenhang gebracht werden – als Anspruch der Herausgeberinnen ist dies jedenfalls gelungen.

Meike Lauggas

Mann – Männer – Männlichkeiten. Interdisziplinäre Beiträge aus den Masculinity Studies. Hg. von Susanne Hochreiter und Silvia Stoller. 178 Seiten, Praesens Verlag, Wien 2018 EUR 29,50