Politik neu gestalten

In ihrem ersten Buch wirft die junge Klimaaktivistin Lena Schilling die Frage auf, mit welchen Mitteln Proteste geführt werden können und welche Grenzen Proteste überschreiten können, wenn es kein „weiter wie bisher“ mehr geben darf. Die Beurteilung der Legitimität verschiedener Formen des politischen Aktivismus steht aktuell einmal mehr im öffentlichen Diskurs. Wenn die Entscheidungsträger*innen des kapitalistischen Systems ihrer Verantwortung in punkto Klimakrise nicht gerecht werden, ist eine Konsequenz, dass sich der Einsatz der Mittel der Klimaaktivist*innen für außerordentliche Aktionen verschärft. Etliche historische Vorreiter*innen-Bewegungen demonstrieren, dass viele Rechte, die wir heute als selbstverständlich ansehen, durch soziale Kämpfe erreicht werden mussten. Auch früher wehrten sich Aktivist*innen gegen ein ihnen zugeschriebenes ‚radikales‘ Stigma. Die Wiener Autorin verdeutlicht, dass konsequente Mitsprache in einer parlamentarischen Demokratie ein Gut ist, für welches man ständig kämpfen muss. Sie ermöglicht einen exklusiven Einblick in den Alltag von Aktivist*innen, die mit zivilem Ungehorsam Widerstand leisten, um den planetarischen Kollaps zu verhindern. Die Umgangsweise unserer Gesellschaft mit diesen jungen Menschen lässt die Leser*innen definitiv nicht kalt. Der Autorin gelingt es, die großen Probleme der heutigen Zeit miteinander zu verknüpfen. Sie verdeutlicht, dass jede/r als Teil der Gesellschaft Verantwortung dafür trägt. Lena Schilling klärt die Leser*innen darüber auf, dass diese sich ihrer Macht bewusst werden müssen, „denn nichts zu tun und die Gegebenheiten einfach hinzunehmen, ist eine Entscheidung, die schwerwiegende Konsequenzen hat.“
Sophie Rauecker
Lena Schilling: Radikale Wende. Weil wir eine Welt zu gewinnen haben. 208 Seiten, Amalthea Signum, Wien 2022 EUR 22,00